In wenigen Wochen werden die Personalveränderungen in den Pfarren wirksam. 133 Gemeinden sind ohne eigene Priester vor Ort. Das führt dazu, dass es immer weniger das „klassische“ Pfarreramt, sondern vermehrt Pfarrmoderatoren, Pfarradministratoren oder Pfarrprovisoren gibt.
Es klingt wie ein kniffliges Rätsel für den Mathematikunterricht. Die Regel besagt: Jede Pfarre muss einen Pfarrer haben, aber jeder Priester darf nur in einer Gemeinde Pfarrer sein. Zugleich gibt es deutlich mehr Pfarren als zur Verfügung stehende Priester. Die meisten Diözesen, wie auch die Linzer, versuchen diese Aufgabe jedoch nicht mit höherer Mathematik, sondern mit den Lösungsansätzen jenes Buches zu klären, aus dem die Priester- und Pfarrer-Regel ist: dem Kirchenrecht Codex Iuris Canonici (CIC). Im Falle des Priestermangels sieht es einige Ausnahmen bzw. Zusatzfunktionen für den Klerus in den Pfarren vor. „Die vorherrschende Bezeichnungsvielfalt spiegelt die schwierige Personalsituation in den Gemeinden wider“, sagt Dr. Martin Füreder, der die Personalstelle der Linzer Priester leitet.
Weniger „klassische“ Pfarrer. Die Namen der pfarrlichen Ämter sind genau so komplex wie die Lösungen für die Personalprobleme. „Bei den Amtsbezeichnungen wird es kaum gehen, dass wir etwas vereinfachen“, sagt Personalchef Füreder. Neben dem Pfarrer wird es wohl noch länger die Ämter Pfarrmoderator, Pfarradministrator oder Pfarrprovisor geben (genaue Begriffsklärung Spalte rechts). Diese Namen stehen für leitende Funktionen von Priestern in einer zweiten, dritten und – in seltenen Fällen – vierten Gemeinde. Ohne dass diese dort im klassischen Sinne Pfarrer sind. Zum Beispiel: Alois Maier ist Pfarrer in Pöndorf und Pfarrmoderator im Nachbarort Frankenmarkt. Wie im Kirchenrecht vorgesehen leitet Maier die Seelsorge, während die Pfarrassistentin Sr. Bernadette Aichinger wesentliche Leitungsaufgaben für ihn übernimmt. Dieses Modell mit Pfarrmoderator und Pfarrassistenten existiert in Oberösterreich seit 1994 und wird neben Frankenmarkt in fast 50 Pfarren angewandt.
Kein Moderator ohne Pfarrassistent/in. Mit Fornach ist Pfarrer Alois Maier Leiter in einer weiteren, dritten Pfarre. Dem 68-Jährigen steht in dieser Pfarre neben einem Hilfspriester (Kooperator) und einem Diakon auch eine Laientheologin zur Seite. Da Regina Schobesberger in Fornach Pastoral- und nicht Pfarrassistentin ist, lautet Maiers Bezeichnung in Fornach jedoch Pfarrprovisor. Moderatoren gibt es nicht ohne Pfarrassistent/innen. „Für die Leute bin ich aber einfach überall der Herr Pfarrer und das ist mir auch am liebsten so“, erzählt Maier. Zwischen den amtskirchlichen und den landläufigen Bezeichnungen für die Priester in den Pfarren besteht ein deutlicher Unterschied.Abweichungen zeigen sich aber auch zwischen kirchenrechtlicher Theorie und Praxis. „Die Funktion des Provisors hat – wie der Name schon sagt – eigentlich eher einen provisorischen, übergangsmäßigen Charakter“, erklärt Martin Füreder. Was im Kirchenrecht als Übergangslösung bezeichnet wird, dauert meistens jedoch viel länger. Um beim Beispiel von Pfarrer Alois Maier zu bleiben: Dieser war bereits von 1984 bis 2000 Provisor von Fornach und ist es wieder seit 2006.
Lesen Sie nächste Woche auf den Pfarrseiten: Die Laienämter in den Pfarren.
Zur Sache
Pfarrer und Co
Leitende Funktionen: Pfarrer: Er hat die „umfassende Hirtensorge für die Gläubigen in einer Pfarre“. Seine Stellung ist in der Regel unkündbar und unversetzbar. Ausnahme sind die Ordenspriester, die versetzt werden können.
Pfarrmoderator: ist ein Pfarrer, der als eine zusätzliche Aufgabe in einer weiteren Gemeinde die Seelsorge leitet. Ein/e Pfarrassistent/in (Laientheolog/in) übernimmt in Abstimmung mit ihm die wesentlichen Leitungsfunktionen vor Ort.
Pfarrprovisor und Pfarradministrator: relativ austauschbare Begriffe. Sie leiten eine Pfarre als „Übergangslösung“, die Provisorien können aufgrund des Priestermangels relativ lange dauern. Dem Pfarrprovisor ist meistens ein ehrenamtliches Seelsorgeteam beiseitegestellt, seltener Pastoralassistent/innen. So wie Moderatoren haben Provisoren und Administratoren fast immer mehrere Pfarren zu betreuen.
Für Hilfspriester gibt es in der Diözese Linz zwei gängige Bezeichnungen: Kooperator und Kurator. Bei Kuratoren handelt es sich oftmals um Priester, die in der Diözese Linz studieren und in beschränktem Ausmaß zusätzlich in einer Pfarre helfen. Landläufig werden die Hilfspriester auch als Kapläne bezeichnet.