Maria mit Jesus auf dem Schoß auf einem Esel sitzend – das ist das vertraute Motiv der Flucht Jesu nach Ägypten. Die Darstellung in Schönbühel/NÖ fällt aus der Reihe und ist eine kunstgeschichtliche Rarität: Sie zeigt Josef, der Jesus im Buckelkorb trägt.
Ausgabe: 2018/02
09.01.2018
- Josef Wallner
Das „Ehre sei Gott in der Höhe“ ist verklungen, die Sterndeuter aus dem Morgenland sind auch wieder weg – es geht rasch, dass Jesus zum Flüchtlingskind wird, wie im Matthäusevangelium zu lesen ist. Dieses Schicksal verbindet Jesus mit etwa 30 Millionen Kindern, die heute auf der Flucht sind – vor Krieg, Gewalt und Hunger. An der Hand von Mutter, Vater oder Geschwistern oder mit
einem Tuch auf den Rücken gebunden sind sie unterwegs in eine ungewisse Zukunft, fristen ihr Leben im Schmutz von Lagern, ohne ärztliche Versorgung, ohne die Möglichkeit, eine Schule besuchen zu können.
Das umsorgte Jesuskind
Das Schicksal des Flüchtlingsknaben Jesu ist aktueller denn je. Und war immer aktuell. Die Kunst zeugt davon: von Albrecht Dürer über Caravaggio bis zu den traditionellen Hinterglasmalereien. Auf so gut wie all diesen Bildern gehört ein Esel zum festen Bestandteil der Motive. Warum die Szene in der Kirche von Schönbühel an der Donau (NÖ) anders dargestellt wird, weiß man nicht. Die Figurengruppe von Maria, Josef und dem Jesuskind im Buckelkorb im volkstümlichen Barock stellt jedenfalls eine Rarität dar, über deren Entstehung und Bedeutung man gerne mehr wissen möchte. Vermutlich sind die Skulpturen Reste eines ganzen Altars, der die Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten zum Thema hatte.
Die bewegten Figuren drücken eine innige Zusammengehörigkeit in der Sorge um das Kind aus. Maria hält die Hand über das Steckkissen, in dem Jesus eingepackt ist, als ob sie etwas zurechtrichten wollte. Josef wendet den Kopf zurück, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung ist und er weitergehen kann. Es gilt, den Schergen des Herodes zu entkommen.
Bedrängte Christen in Ägypten
Jede Darstellung der Flucht der Heiligen Familie lenkt die Gedanken der Betrachter auch ans Ziel des Wegs: nach Ägypten. Die Christen dort verehren an mehreren Stätten Ereignisse, die mit dem dreijährigen Aufenthalt – so die Tradition – der Heiligen Familie in Ägypten zusammenhängen. Vor allem ist ihnen das Wissen, dass Jesus in ihrem Land gewohnt hat, Trost in der Bedrängnis, der sie seit Jahren schon ausgesetzt sind. «