Wahlkampf auch um Stimmen der Christen geht zu Ende
An diesem Sonntag (4. Dezember) wird die Stichwahl für das Amt des Bundespräsidenten wiederholt. Damit endet nicht nur ein langer, sondern auch mit religiösen Bezügen angereicherter Wahlkampf.
Ausgabe: 2016/48
29.11.2016 - Heinz Niederleitner
Dass FPÖ-Kandidat Norbert Hofer einst mit Groll die katholische Kirche verlassen hat und der evangelischen Kirche beigetreten ist, ist kein Geheimnis mehr; ebenso wenig das Bekenntnis des Ex-Grünen-Chefs Alexander Van der Bellen, Agnostiker zu sein und doch über die Rückkehr in die evangelische Kirche nachzudenken. Besondere Schärfe verlieh der Angelegenheit Hofers Wahlplakat mit dem Satz „So wahr mir Gott helfe“. Unberührt blieb die Kirche davon nicht. Weil sie sich von der FPÖ vereinnahmt sah, hatte die Katholische Frauenbewegung vor der ersten, später annullierten Stichwahl eine Wahlempfehlung für Van der Bellen abgegeben. Salzburgs Weihbischof Andreas Laun dagegen machte aus seiner Präferenz für Hofer kein Hehl. Stellungnahmen wie jene von Kardinal Christoph Schönborn betonten zwar, es gebe keine Wahlempfehlung der Kirche. Dennoch blieb die politische Auseinandersetzung auch in der Kirche heiß. Themen. Vor der Stichwahl-Wiederholung machten zwar zwei Priester mit Wahlempfehlungen in der Predigt von sich reden. Aber die direkte Bekanntgabe von Wahlpräferenzen auf höherer kirchlicher Ebene blieben aus. Statt Namen wurden eher Orientierungsthemen genannt. Mit Erwachsenenbildungs-Akademien aus der evangelischen Kirche und dem Islam plädiert zum Beispiel die Katholische Sozialakademie für einen weltoffenen Präsidenten, der nicht Polemik, Ängste und Misstrauen schüren solle. Gerda Schaffelhofer, Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich, appellierte an die Christ/innen, sich mit den Kandidaten eingehend auseinanderzusetzen. In einem Interview mit der Kärntner Kirchenzeitung „Sonntag“ hatte sie davor gesagt: „Nicht überall, wo christlich draufsteht, ist auch Christliches drin.“ Klarer Fokus aller Stellungnahmen war der Aufruf, in jedem Fall wählen zu gehen.