Von 13. bis 15. Mai 2010 werden Pfarr-gemeinderätinnen und Pfarrgemeinderäte aus allen Diözesen in Mariazell mit den Bischöfen über die Zukunft nachdenken. Unter ihnen: Martha Hartl aus Katsdorf.
Ein gepflegtes Einfamilienhaus am Rand von Katsdorf – das ist das Zuhause von Familie Hartl. 1986 kamen sie als junges Paar aus Sandl hierher. Am Haus wurde zuletzt einiges gerichtet. Und auch sonst gibt es vieles zu richten. Martha Hartl leitet den Pfarrgemeinderat in der 2500 Katholiken zählenden Pfarre. In Zeiten wie diesen heißt das: nachdenken und überlegen, wie es in Zukunft weitergehen kann.
Am Vormittag versieht Martha Hartl ihren Dienst in der Bankfiliale in Katsdorf. Viele Kunden unterhalten sich mit ihr nicht nur darüber, was sie auf dem Konto, sondern was sie auf dem Herzen haben. Sie wissen ja: Die Martha vertritt die Pfarre. Dabei ist es erst die zweite Periode, in der sie zum Pfarrgemeinderat gehört. Bald wurde sie zur Obfrau, und sie vertritt die Pfarre jetzt auch im Dekanatsrat, diesen wiederum im Pastoralrat der Diözese Linz.
Ich habe immer den Halt gesucht, erzählt Martha Hartl. Das war besonders gefordert, als ihre Mutter starb. Da war Martha erst 17. Der von der Kindheit an selbstverständliche Glaube hat in der Tat „gehalten“. Martha war ansprechbar – auch, als ihre Nachbarin Liane sie fragte, ob sie nicht in der Pfarre mitmachen würde. Seither ist sie immer tiefer hineingewachsen. Über den Kinderliturgiekreis, die Mütterrunde und die Katholische Frauenbewegung.
Ein offenes Ohr für Pfarrangehörige zu haben sieht Martha Hartl als ihre erste Aufgabe. Und sie spürt Veränderungen auf die Pfarre und auf die ganze Kirche zukommen. Was ist, wenn Pfarrer Josef Etzlstorfer aufhört? Er ist auch über 70 und wird heute in der Pfarrleitung von einem Seelsorgeteam aus zwei Leuten unterstützt. Doch es wird noch viel mehr an Verantwortung auf die Laien zukommen, vermutet Hartl. Da wird man viel Absprache und gemeinsames Überlegen brauchen.
Um die Zeit, die Martha Hartl bei den Sitzungen in der Pfarre, im Dekanat und auch in der Diözese verbringt, ist ihr nicht leid. „Man nimmt immer etwas mit von den Erfahrungen anderer“, meint sie. Vor allem interessiert sie die Erfahrung aus Pfarren, die schon in einer Situation sind, in die die eigene Pfarre kommen wird. „Dort treffen sich Pfarrgemeinderäte zum Teil jeden Monat“, hat sie gehört. „Für uns wäre das jetzt noch unvorstellbar.“
Die Kirche, meint Hartl, soll mehr bei ihrer Hauptsache bleiben. Etwa mit esoterisch anmutenden Angeboten Leute zu locken, nur damit der Saal voll ist, hält sie für bedenklich. Und dann ist der Pfarrgemeinderätin auch wichtig, dass man nicht bei den Äußerlichkeiten stehen bleibt: ob es baulich passt, ob die Dienste gut eingeteilt sind. Die Kirche muss für spirituell Suchende ein Ort sein, an dem sie sich angesprochen wissen. Das „Geistliche“ darf in den Pfarren nicht hinter dem Organisatorischen verschwinden. Vor allem wird jemand da sein müssen, der für die Leute Zeit und ein offenes Ohr hat. Eine Anlaufstelle also. Das braucht Zeit. Den Kalender, in dem sie früher ihre „Pfarrstunden“ aufgeschrieben hat, wie man ihr geraten hatte, hat sie entsorgt. Das wäre Arbeit, die sie sich sparen will.
Nach Mariazell
Als Delegierte für Mariazell nimmt Martha Hartl die Ergebnisse einer Befragung unter den Dekanatspfarren mit. Auch wenn es die Kirchenleitung nicht gerne hört, in allen Pfarren steht das Anliegen ganz vorne: „Über das Zölibatsgesetz muss nachgedacht werden. – Wir brauchen Priester, die uns verstehen – vielleicht stünden doch ein wenig mehr zur Verfügung.“
In Mariazell werden die Delegierten mit den Bischöfen zusammentreffen. Hartl hofft, dass dies eine Begegnung in großer Offenheit sein wird, und dass die Delegierten in die Gedanken und Pläne eingeweiht werden, mehr als dies aus offiziellen Erklärungen der Bischöfe hervorgeht. Pfarrgemeinderäte sind immerhin Vertrauensleute der Kirche. Sie selbst fährt mit neugieriger Offenheit hin und hofft, dass nicht von vornherein das Kirchenrecht die Schranken zu eng setzt. „Wir machen es uns selber schwer“, meint sie, und vermutet: „Gott würde den Rahmen weiter fassen.“