Karl Halper ist Ratsvikar (PGR-Obmann) im Südburgenland – KirchenMenschen, Serie mit Pfarrgemeinderäten – mit Karl Halper
Ausgabe: 2010/16, Karl Halper, PGR-Obmann, Ratsvikar, Kirchenrenovierung, Krankenbesuche, Mesnerdienst, Oberdorf, Serie mit Pfarrgemeinderäten, Gottvertrauen, Krankheit, Glaube, Hoffnung, Pflegehelfer,
21.04.2010
- Gerald Gossmann
Kirchenrenovierung, Krankenbesuche und Mesnerdienst: Karl Halper lenkt als Ratsvikar (PGR-Obmann) die kleine Pfarre Oberdorf. Sorgen gab es mit dem Frauenchor, das meiste Lob brachte ein ungewöhnlicher Zubau zur Kirche.
In Oberdorf kennt jeder jeden. Der Franz den Fritz, der Hans den Sepp. Fast als wären alle eine große Familie. Auch im Pfarrgemeinderat. 15 Mitglieder – sieben davon verwandt miteinander. Seit zwei Perioden gehört auch Karl Halper dem Pfarrgemeinderat an. Sogar zum Ratsvikar (Obmann) wurde er bestellt, zum Mesner gleich dazu. „Mir ist das spanisch vorgekommen, dass so viele miteinander verwandt sind“, sagt er. „Bei Entscheidungen konnten sie sich untereinander abreden und hatten eine Mehrheit.“ Daher änderte Halper die Struktur. Heute sind sie zu neunt, aus allen Ortsteilen, höchstens zwei aus derselben Familie.
Oberdorf ist eine kleine Ortschaft im Südburgenland. 1.030 Einwohner, 980 Katholiken. Ein Fünftel davon besuche noch den Gottesdienst, sagt Halper. Man ist Teil eines Pfarrverbandes, bestehend aus drei Gemeinden. Ein Pfarrer und zwei Diakone stehen zur Verfügung. „Das reicht aus“, sagt Halper. Die geplanten größeren Seelsorgeräume sieht er kritisch: „Zwei Eucharistiefeiern in der Woche müssten schon sein. Dann bin ich zufrieden.“ Derzeit ist er bei allem dabei, was mit seiner Pfarre zu tun hat. Nach einer schweren Operation befindet sich der 46-jährige noch im Krankenstand. Taufen hat er im vergangenen Jahr vier erlebt, Hochzeit nur eine, dafür sechzehn Begräbnisse. „Die Einwohnerzahl schrumpft mit jedem Jahr“, bedauert er.
Seinen Glauben hat er von seinen Eltern, erzählt Halper. Und die hatten ihn von seinen Großeltern. Tradition eben. Die Großmutter habe dem Pfarrer schon die Wäsche gemacht, den Kirchenschmuck betreut und geputzt. Ein Engagement in der Kirche sei also naheliegend gewesen. „Mein Glaube ist alles für mich“, sagt Halper. Das Hauptthema im Pfarrgemeinderat in letzter Zeit: die Kirchenrenovierung. Ansonsten sei er mit der Entwicklung im Dorf zufrieden. Außer mit den Firmlingen: „Viele sieht man nur zur Firmung und dann nie wieder. Viele werden nur gefirmt, weil es Brauchtum ist. Da bin ich dagegen“, sagt Halper. „Vielleicht wäre es besser, die Jugendlichen erst mit 19 zu firmen. Vorher begreift man das eh nicht.“
Probleme gäbe es ansonsten wenige. Auch die Kirchenkrise hat Oberdorf keine Schramme zugefügt. „Das ist kein Thema im Dorf. Deswegen tritt niemand aus. „Viel mehr Thema war der Frauenchor, als der gerade zur Christtagsmesse nicht singen wollte. Begründung: Die Messe beginnt erst nach zehn. Um 12 Uhr aber muss das Essen auf dem Tisch stehen. Daher kein Singen, stattdessen Kochen. Der Männergesangsverein sprang daraufhin ein.“
Im nächsten Jahr will Halper mit einem Pflegehelferkurs beginnen. Bis vor einem Jahr war er noch Maschinist. „Ich will nicht den ganzen Tag mit einem Gerät fahren, sondern mit Leuten in Kontakt sein.“ Den Krankenstand überbrückt er als Mesner und Ratsvikar. „Das ist ein Fulltimejob.“ Schneeschaufeln im Winter, die Kirche in Schuss halten, die Pfarre lenken, Krankenbesuche, Renovierungsarbeiten. Fad wird ihm nicht. Am meisten Lob hat es für den „Kirchenzubau“ gegeben. Ein WC neben der Sakristei.
Mein Glaube
Karl Halpers Glaube hat sich entwickelt. Hineingeboren ins katholische Oberdorf, der Tradition verpflichtet. Dazu ein Appell der Familie als Glaubenseinführung: „Du musst zur Kirche gehen, weil das ist so.“ Heute weiß der 46-jährige seinen Glauben zu schätzen. „Es ist das Um und Auf in meinem Leben“, sagt er. „Wenn wir den nicht hätten, wäre nichts.“ Gestärkt hat ihn sein Gottvertrauen vor allem während seiner Krankheit. Ein Arzt stellte ihm die lebensbedrohende Diagnose: vergrößerte Aorta. Eine langwierige Operation folgte. Der Glaube habe ihn wieder aufgebaut. „Man kann Geld haben noch und nöcher. Am Ende bleibt nichts davon über. Nur der Glaube und unsere Hoffnung.“ Viele, sagt Halper, haben Gott im Kasten. Holen ihn nur heraus, wenn es ihnen dreckig geht. Halper versucht seinen „Herrgott jeden Tag zu loben“, betont er. „Aus dem Grund engagiere ich mich auch in der Pfarre mit all meiner Kraft. Pflegt man seinen Glauben, tut man sich leichter.“