Im Oktober feiern wir Erntedank. Dabei geht es nicht nur darum, für die Ernte auf den Feldern und Weinbergen zu danken, sondern die Dankbarkeit als Haltung einzuüben.
Die Dankbarkeit macht den Menschen angenehm. Das deutsche Wort „danken“ kommt von „denken“. Nur wer denkt, kann dankbar sein. Raymond Saint-Jean nennt die Dankbarkeit „das Gedächtnis des Herzens“. Der Dankbare denkt mit dem Herzen. Er nimmt wahr, was ihm täglich geschenkt wird. Der Undankbare ist kein wirklicher Mensch. Er denkt nicht, sondern er vergisst, was ihm täglich geschenkt wird. Daher hat der römische Philosoph Cicero die Undankbarkeit als Vergessen bezeichnet. Ich vergesse, was mir Gott schon in meinem Leben geschenkt hat. Und ich vergesse, was er mir täglich schenkt durch sein Wort, durch Menschen, die mir begegnen, durch die Gaben der Schöpfung. Der Dankbare bedenkt sein Leben und er denkt richtig über Gott und die Welt nach.
Wichtigste Eigenschaft. Die stoische Philosophie nennt die Dankbarkeit als die wichtigste Eigenschaft des Menschen. Nur dankbare Menschen können Freundschaften eingehen und miteinander Gemeinschaft leben. Undankbare Menschen sind unangenehme Menschen. Mit ihnen möchte man am liebsten nichts zu tun haben. In der Nähe undankbarer Menschen fühlt man sich unwohl. Man hat das Gefühl, dass man es ihnen nie recht machen kann. So hält man sich von ihnen fern. Denn von ihnen geht eine negative und destruktive Stimmung aus.
Das Dunkle wird sich erhellen. Die Dankbarkeit macht den Menschen zum wahren Menschen. Und die Dankbarkeit ist ein Heilmittel gegen destruktive und depressive Gedanken und Gefühle. So hat es Albert Schweitzer erfahren, der den Rat gibt: „Wenn du dich schwach und matt und unglücklich fühlst, fang an zu danken, damit es besser mit dir werde.“ Wenn ich mein Leben mit Dankbarkeit anschaue, wird sich das Dunkle erhellen und das Bittere wird einen angenehmen Geschmack bekommen. Die Dankbarkeit bewahrt mich vor Kleinmut und Verbitterung und bringt mich Gott näher. Und ich lerne Gelassenheit und Lebensfreude. Etwas von dieser humorvollen Lebensfreude klingt im Abendgebet des hl. Philipp Neri auf: „Herr, ich danke Dir, dass heute die Dinge nicht so gelaufen sind, wie ich wollte, sondern wie Du wolltest.“ Wer mit dieser Haltung der Dankbarkeit auf den vergangenen Tag schaut, der ärgert sich nicht, sondern für den wird alles zu einer Quelle der Freude und des Friedens.