Eine musikalische Weltreise unternahm Martin Grubinger bei seiner Premiere von Klassik am Dom. Im Sommer 2017 folgt die Fortsetzung. Der Ausnahme-Schlagwerker erzählt im KiZ-Interview, was ihm in der Musik und im Leben wichtig ist.
Ausgabe: 11/2017
14.03.2017
- Das Gespräch führte Elisabeth Leitner
Ihr „Heimspiel“ hat Publikum und Kritiker begeistert. Wie war es für Sie in der Stadt, in der Sie lange Zeit am damaligen Bruckner Konservatorium studiert haben, aufzutreten?
Martin Grubinger: Für mich und uns war es ein außergewöhnlicher Abend. Man trifft hier Nachbarn, viele Leute aus der Region, die sagen: „Die Jungs wollen wir jetzt erleben.“ Nach dem Konzert sind die Leute zu mir gekommen und haben gesagt: „Martin, das war so schön!“ – das ist ein besonderes Erlebnis. Wir freuen uns, dass es heuer eine Fortsetzung gibt, und schauen, dass wir das Publikum überraschen.
Worauf darf sich das Publikum freuen?
Grubinger: Wir werden zwei, drei Werke wiederholen. Es gibt den sogenannten „Wiedererkennungswert“: Mahlers Zweite wird unser Radetzkymarsch. Von Linz aus soll Mahler die ganze Welt erreichen. Am Schluss soll das Publikum das Libretto aus dem 5. Satz mitsingen: „Mit Flügeln, die ich mir errungen ...“ – das wird ein starkes Signal aus Oberösterreich.
Oberösterreich ist stolz auf sein Musikschulwerk. Sie waren selbst Schüler. Wie wichtig ist die Möglichkeit einer musikalischen Ausbildung für Kinder in Ihren Augen?
Grubinger: Je früher junge Menschen mit Musik und der Musikschule in Berührung kommen, umso besser. Sie werden das für immer in in ihren Herzen und in ihren Seelen tragen, es ist ein Pflänzchen, das gesät ist – und das kommt zurück. Musik ist ein entscheidender Faktor in der Persönlichkeitsentwicklung, sie bildet den Geist. Mit der Liebe zur Musik wächst auch die Liebe zu Multikulturellem, so entsteht kein Nährboden für Hass und Ressentiments.
In Ihren Kompositionen greifen Sie auf die österreichische Musiktradition zurück, aber auch die ganze Welt von Südamerika bis Afrika hat Platz. Wie gelingt es Ihnen, Musiker/innen aller Welt zu einem Klangkörper zu vereinen?
Grubinger: Wir stehen zu unserer Geschichte und Tradition und zeigen hier einen Ausschnitt davon. Musiker aus anderen Ländern finden unsere Musik spannend. Das gilt auch umgekehrt. Es braucht Neugierde von beiden Seiten. Wir möchten, dass sich unser Publikum nicht langweilt, und erweitern unsere Bandbreite. Uns treibt nicht die Angst vor Neuem an, sondern die Neugierde, die Innovation. Das bringt uns weiter. Angst ist niemals ein Gradmesser, der uns besser macht.
Apropos Angst: Sie äußern sich auch immer wieder zu politischen Fragen oder in der Flüchtlingsfrage. Was ist Ihnen dabei wichtig?
Grubinger: Wir müssen offen sein. Wenn Menschen auf der Flucht sind, ist unsere Mitmenschlichkeit und Barmherzigkeit gefragt. Die Furcht, etwas zu verlieren, ist bei vielen groß. Aber Nächstenliebe hat keinen Pass und endet nicht bei den Österreichern.
KiZ-Exklusiv
Für das Konzert mit Martin Grubinger am So., 16. Juli 2017 verlosen wir 3 x 2 Karten. Beantworten Sie folgende Frage: Wie heißt die musikalische Ausbildungsstätte, in der Martin Grubinger in seinen Jugendjahren studiert hat? Einsendungen bis 24. März an KirchenZeitung, Kapuzinerstr. 84, 4020 Linz oder gewinnen@kirchenzeitung.at, Kennwort: Grubinger.
KiZ-Aktion
Für die Konzerte mit Martin Grubinger (So., 16. Juli 2017), Haindling & Münchner Symphoniker (Di., 18. Juli 2017), Erwin Schrott & Friends (Mi., 19. Juli 2017), jeweils um 20 Uhr, erhalten KiZ-Abonnent/innen 10 % Ermäßigung im Domcenter: Tel. 0732/94 61 00.