„Sicher bringt einen das näher zur Kirche. Man erfährt Sachen, die man vorher nicht gewusst hat.“ Lorenz Doblinger, einer der heurigen 28 Firmlinge in Eberschwang, bestätigt so Pfarrer P. Franz Schmalwieser, der der Eberschwanger Tradition – Firmung mit 17 – viel Positives abgewinnt.
Ausgabe: 2012/17, Stärkungserlebnis, Firmung, Eberschwang, Doblinger, Schmalwieser, Kirche
25.04.2012 - Ernst Gansinger
28 Jugendliche, alle 17 Jahre alt, ließen sich heuer am Weißen Sonntag – auch der Tag ist Tradition in Eberschwang – firmen. Die Pfarre am Hausruck gehört mit den Welser Pfarren Vogelweide und St. Franziskus zu den wenigen Pfarren in der Diözese Linz, die als Firmalter 17 Jahre vorsehen.
Pfarre schätzt die Regelung. Man kann frühestens mit zwölf Jahren gefirmt werden. In den meisten Pfarren sind die Firmlinge 12 bis 14 Jahre alt, wobei eine Pfarre den Bischof um Erlaubnis bitten muss, wenn sie das Mindestalter (zwölf Jahre) anheben will. Eberschwang geht seit 1997 den besonderen Weg des deutlich erhöhten Firmalters. Der Umstieg brauchte viel Erklärung und Motivation, sagt Firmbegleiterin Renate Bachinger, ist aber mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. Als Pater Franz 2009 in Nachfolge von Pfarrer Enzenhofer nach Eberschwang kam, war eine der ersten Fragen aus dem Pfarrteam, ob er das Firmalter „eh“ beibehält. Denn die Pfarre weiß dessen Vorteile zu schätzen.
Der Firmruf wird noch gehört. „Mit zwölf denkt man noch weniger nach“, sagt Lorenz Doblinger. Mit 17 ist das anders. Der Sorge, dass in diesem Alter schon viele sehr weit weg von der Kirche sind und den Firmruf gar nicht mehr hören, kann er seine Erfahrung entgegenhalten: Er weiß von niemandem in seinem Umkreis, der mit der Kirche nichts mehr am Hut haben möchte. Und dann ist es auch schön, nach längerer Zeit wieder mit den Freunden aus der Schulzeit zusammenzukommen, nennt Lorenz, der schon im Beruf steht, einen weiteren Pluspunkt des späteren Firmalters.
Näher zur Kirche. Es gibt natürlich auch Probleme: Mit höherem Alter haben die Jugendlichen schon mehr Termine. Die Firmvorbereitung kann da in die Quere kommen: „Hin und wieder ist es schon blöd, weil man mehrere Termine hat. Die Musi zum Beispiel oder Fußball“, sagt Lorenz. Auch beruflich haben viele bereits weniger Zeit, ergänzt Pater Franz. „Sie sind nimmer so nahe bei der Kirche. Einige aber haben gesagt, dass sie gerade durch die Firmvorbereitung näher zur Kirche gekommen sind.“
Altersgerecht. Die Firmvorbereitung ist natürlich auf das Alter der Jugendlichen zugeschnitten, weisen Renate Bachinger und der Pfarrer auf ein ziemlich umfassendes und aufwändiges Programm hin. Die Jugendlichen konnten heuer aus 24 Projekten in den Bereichen Verkündigung, Liturgie, Caritas und Dienst in der Pfarre jeweils mehrere auswählen. So schrieben sie am Pfarrblatt mit, stellten ihr handwerkliches Geschick unter Beweis, begleiteten den Pfarrer bei der Krankenkommunion, besuchten eine Einrichtung für Kinder mit Beeinträchtigungen, lasen im Gottesdienst die Lesung, begleiteten die Ratschenbuben, gestalteten eine Jungscharstunde mit ... Eltern unterstützten die Jugendlichen bei Projekten. So hat zum Beispiel eine Gruppe mit einem Firmlingsvater eine Krippe mit fast 1,50 Meter großen Figuren aus Holz hergestellt. In den Firmstunden wurden speziell auf die Altersgruppe zugeschnittene Themen besprochen: Drogen und Alkohol zum Beispiel oder Freundschaft.
Erleben können. „Wenn sie etwas zu tun haben, sind sie da“, fasst Renate Bachinger eine Erfahrung aus der Firmvorbereitung zusammen: Auch wenn die Jugendlichen sonst nicht oft zur Kirche kommen – wenn sie gebraucht werden, sind sie zur Stelle. Und dieses Mitmachen, dieses Selber-Erleben bringt die nachhaltigste Kirchen-Erfahrung. Gerade in der kirchlichen Entfernungsphase des Jugendalters ist es gut, wenn die Pfarre den Jugendlichen etwas anbietet, ihnen etwas zutraut, Gemeinschaft pflegt: Firmung also!