Kritisch setzt sich die Bischöfliche Arbeitslosenstiftung zum 25-Jahr-Jubiläum mit der Bedeutung der Arbeit auseinander. Denn es gibt genug Beispiele für Tätigkeiten, die wenig sinnvoll sind.
Deswegen fragte die KirchenZeitung bei Kollegiums-Mitgliedern der Stiftung nach, wann Arbeit Sinn macht und was mit Blick auf die Arbeitswelt unsinnig ist. Arbeit ermöglicht Entfaltung. Caritas-Direktor Mathias Mühberger, stv. Vorsitzender der Stiftung, nennt vier sinnstiftende Kriterien: „Wenn Arbeit zur Entwicklung und Entfaltung unserer Potenziale beiträgt und wenn man vom ,Lohn‘ auch leben kann. Wenn bei Bedarf ,Auszeiten‘ möglich sind und man Arbeit mitgestalten kann.“ Ähnlich formuliert es Alexandra Riegler-Klinger, Geschäftsführerin der Caritas für Menschen in Not: „Arbeit macht Sinn, wenn sie existenzsichernd ist und eine vernünftige Work-Life-Balance zulässt.“ Auch der Vorsitzende des Forums „Christ und Wirtschaft“, Gerhard Greiner, sieht Sinn in der Arbeit, wenn man sie mit Arbeitsfreude und nicht mit Arbeitsleid verbinden kann und wenn Arbeit Erfüllung und nicht notwendiges Übel darstellt. Christian Winkler, der die Geschäfte der Arbeitslosenstiftung führt, legt Wert auf den Begriff „gute Arbeit“. Sie macht Sinn zur materiellen Absicherung wie zur gesellschaftlichen Integration.
Arbeit, die man braucht. Für Markus Feichtinger vom Forum Arbeit/KAJ der Katholischen Jugend macht Arbeit dann wirklich Sinn, „wenn der Mensch mit seinen eigenen Qualitäten und Fähigkeiten (also mit den eigenen Sinnen) die Arbeit gerne macht und wenn das Ergebnis seiner Arbeit gebraucht wird bzw. ökologisch und sozial gerecht ist“. Er nennt ein Beispiel von sinnvoller Arbeit – ein Küchenteam kocht mit Freude aus bio-regionalen Lebensmitteln. Dem stellt er ein Beispiel von Unsinn gegenüber: Ein bulgarischer Fernfahrer fährt 35 Tonnen ägyptische Kartoffel von England nach Österreich ...
Verteilungs-Unsinn. Unsinnig ist für Mathias Mühlberger die Verteilung von Arbeit: Da müssen Menschen „unter höchstem Leistungsdruck“ arbeiten, dort haben andere keine Arbeit. Auch sei unsinnig, wenn Arbeit meist nur mit bezahlter Arbeit gleichgesetzt werde. Für Gerhard Greiner ist die Arbeitswelt im „Immer-mehr-und-immer-Mehr“unsinnig, ebenso wenn nicht unterschieden wird zwischen sinnvoll und Überfluss. Alexandra Riegler-Klinger nennt u.a. unsinnig, dass die Betreuungseinrichtungen für Menschen, die eine Sorgepflicht haben, nicht flächendeckend sind. „Erst wenn es hier eine Verbesserung gibt, kann Arbeit gerecht zwischen Männern und Frauen verteilt werden.“ Und Christian Winkler mahnt: Arbeit wird auch überbewertet – das führe zu Stress, Überlastung oder Burnout. „Arbeit um jeden Preis!“ macht nicht Sinn.
Zur Sache
Bischöfliche Arbeitslosenstiftung
Die Bischöfliche Arbeitslosenstiftung wurde 1987 von Diözesanbischof Maximilian Aichern als Antwort auf die steigende Arbeitslosigkeit gegründet. Sie soll kräftige Zeichen des Teilens mit arbeitslosen Menschen setzen. Seit 1987 konnten dank zahlreicher Spender/innen 2,7 Millionen Euro als Beihilfen oder Darlehen an gemeinnützige Einrichtungen zur Linderung von Arbeitslosigkeit gegeben werden. Die Bischöfliche Arbeitslosenstiftung betreibt auch die Projekte: Jona-Personalservice, Arbeitsstiftung und ju-can.
Jona. Wer aufgrund der Ausbildung, des Alters, der Herkunft sowie körperlicher oder psychischer Beeinträchtigung schwer Arbeit findet, kann sich an Jona wenden. Derzeit beschäftigt Jona als Überlassungsbetrieb 24 Mitarbeiter/innen. ju-can. ju-can ist eine Lebensschule für Jugendliche, die im Arbeitsleben nicht Fuß gefasst haben. Jugendliche aus sozial belasteten Familien werden begleitet und ihre Selbstwahrnehmung und die Selbstsicherheit wird gestärkt. So wurden seit dem Start des Projektes – 2009 – die Lebenskompetenzen von 39 Jugendlichen gefördert.
Arbeitsstiftung. Diözesane Mitarbeiter/innen, die aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr weiterbeschäftigt werden können, werden beim Umstieg auf einen anderen Arbeitsplatz unterstützt. Seit 1998 sind 105 Teilnehmer/innen eingetreten.
Arbeit macht Sinn!? Feier zu „25 Jahre Bischöfliche Arbeitslosenstiftung“, Montag, 15. Oktober 2012, 16 Uhr, Pfarrzentrum Linz-Marcel Callo. Ihr Kommen zugesagt haben: Sozialminister Rudolf Hundstorfer, Univ.Prof. Ansgar Kreutzer, Landeshauptmann Josef Pühringer, Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Ackerl, Bischof em. Maximilian Aichern, AMS-Landes-Geschäftsführerin Birgit Gerstorfer und weitere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens.