Es gibt Menschen, mit denen man nicht tauschen möchte. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2017/18
02.05.2017 - Matthäus Fellinger
Ein Leiden. Ein Schicksalsschlag. Armut. Lebensumstände, von denen man verschont bleiben möchte. Als Unglück werden sie betrachtet. Dass es nur ja mir nicht zustößt. Aber wie seltsam. Glücklichsein scheint nur beschränkt an das Maß des Wohlstandes geknüpft zu sein. Und die gute Gesundheit, die sich Menschen vor allem erhoffen, ist nicht die Garantie, dass es einem auch gut geht. Wohlstand bedeutet nicht automatisch Wohlbefinden.
Doch Gott sei Dank gilt es auch umgekehrt: Schwere Zeiten sind nicht gleich schlimme Zeiten. Man spürt es oft erst im Nachhinein, dass eine schwere Zeit als eine gute Zeit empfunden werden kann. Ein Kranker, der erfahren hat, wie sich Menschen um ihn gesorgt haben, wird diese Erfahrung nicht missen wollen. Er wird vielleicht sagen: Ja, es war eine schwere Zeit, aber es war keine schlimme Zeit. Schlimm wäre es gewesen, wenn er ohne Zuwendung geblieben wäre. Wo ein Jeder nur das Seine im Sinn hat, ohne Gespür füreinander, dort wird es schlimm. Vielleicht sollte man nicht zu viel auf das Gerede von den schlechter werdenden Zeiten halten. Dass aus schweren Zeiten keine schlimmen Zeiten werden, liegt zu einem guten Teil in den Händen der Menschen. Ob sie zum Mittragen bereit sind – und menschlich bleiben.