Die Hilfe zur Umkehr und Versöhnung sind ein Dienst einer Pfarre – genauso wie Verkündigung, Caritas oder Liturgie – meint P. Ewald Volgger. Er wirbt für ein gutes Angebot an Umkehr- und Versöhnungsfeiern.
Fastenzeit: Eine Zeit der Umkehr und der Versöhnung soll sie sein. Der Linzer Liturgiewissenschafter P. Ewald Volgger will nicht mit denen klagen, die von der Krise des Bußsakramentes sprechen. Die christlichen Gemeinden sollten Versöhnung bewusster als Aufgabe wahrnehmen – besonders in der Fastenzeit.
In der Kapelle des Priesterseminars haben sich rund 40 Seelsorger und Seelsorgerinnen zu einer Versöhnungsfeier versammelt. Einen Tag lang beschäftigten sie sich im Rahmen der pastoralen Fortbildung am 5. Februar mit dem Versöhnungsdienst.
Gegen Ende der Feier tritt, wer möchte, nach vorne, um sich vom Priester die Hände auf die Schulter legen zu lassen. Über jeden spricht der Priester die Bitte um Vergebung.
„Versöhnungs-“ statt „Bußfeier“
Mit solchen gemeinschaftlichen Versöhnungsfeiern hat P. Ewald Volgger schon in seiner Heimatdiözese in Südtirol sehr gute Erfahrungen gemacht. Bußfeiern kämen auch jenen Menschen entgegen, die sich mit dem persönlichen Zur-Sprache-Bringen ihrer Schuld schwertun. Den lange üblichen Begriff der „Bußfeier“ vermeidet Volgger: „Buße feiert man nicht, Buße wird getan“, sagt er. Es geht vielmehr um die Versöhnung und die je neue Orientierung, die im Wort Gottes angeregt und geschenkt wird. Mit solchen Versöhnungsfeiern gibt es ganz unterschiedliche Erfahrungen. In Freistadt beispielsweise haben sie seit Jahrzehnten Tradition. Pfarrer Franz Mayrhofer erzählt: Zu drei Terminen wird vor der Karwoche zur Versöhnungsfeier eingeladen. Alle drei Gottesdienste sind sehr gut besucht, mit bis zu 500 Leuten bei einem Gottesdienst.
In Verbindung mit dem Auferstandenen
In anderen Pfarren sind die Feiern bei Weitem nicht so gut besucht, oder es kommen vorwiegend ältere Menschen. Man sollte nicht zu sehr auf die Zahl der Mitfeiernden schauen, meint P. Volgger, vielmehr auf die Qualität der Feiern. In kleinerem Rahmen kann eine besondere Dichte erlebt werden. In der Feier geht es um ein tiefes spirituelles Erleben, das die Feiernden mit ihrer eigenen Taufberufung in Berührung bringt. „Weil uns die bleibende Beziehung zum Auferstandenen so wichtig ist, sollen wir hören, was er uns in unserer Herzensstube mitteilt.“ Volgger macht darauf aufmerksam: Versöhnung geschieht nicht nur bei der Beichte oder bei einer speziellen Versöhnungsfeier. „Jeder Bußakt eines Gottesdienstes – ob Eucharistiefeier oder Wort-Gottes-Feier – erinnert die Menschen an die grundsätzliche Vergebungsbereitschaft Gottes.“ „Im Bitten geschieht Vergebung“, bringt er es auf den Punkt. Das stärkt die Grundhaltung des Vergebens und kann neue Motivation bewirken. Noch einen anderen Aspekt führt Volgger an: Viele Menschen haben sich schleichend von der Kirche entfernt – bis sie faktisch ganz weg waren. Da braucht ein Umkehrweg Zeit – und Pfarren, die für sie offen sind.
Für jeden ein Ort der Versöhnung
Univ.Prof. Dr. Ewald Volgger zu Fragen um eine Pastoral der Buße und Versöhnung.
Was „gewinnen“ Menschen in einer Versöhnungsfeier? Dr. Ewald Volgger: Sie erleben ein gemeinsames Getragensein im Bemühen, eine neue Orientierung im Leben zu bekommen.
Viele sprechen von einer Krise des Bußsakramentes. Sie auch? Ich wehre mich, von einer Krise zu sprechen. Der Weg der Einzelversöhnung in einer Beichte ist ein wertvoller eigener Weg für Menschen, die sich in schwere Schuld verstrickt haben und die persönliche Begleitung brauchen. Jeder, der Sehnsucht nach Versöhnung im Herzen trägt, soll einen Ort finden, wo er Hilfe erfährt.
Viele suchen diese Hilfe bei Therapeuten. Auch solche Hilfen sind eine gottgeschenkte Gabe. Es gibt viele therapeutische Wege, die menschlich wichtig sind und die in das sakramentale Geschehen eingebunden sein können.
Wer leitet Versöhnungsfeiern? Es sollten ausgewiesene Personen sein, also Priester, Diakone, Pastoralassistent/innen. Sie müssen das persönliche Charisma mitbringen. In den ersten sieben Jahrhunderten war Versöhnung kein Dienst des Klerus, sondern von charismatischen Persönlichkeiten getragen. Es soll in jeder Pfarrgemeinde Gesprächspartner/innen dafür geben.