Kaum ein anderer Tag steht derart im Zeichen der Liebe und der Verliebten wie der Valentinstag. Aber was ist Liebe? Kann man wirklich ein Leben lang verliebt sein? Familienseelsorger und Eheberater Franz Harant gibt klärende Antworten zu diesem gefühlsbetonten Thema.
Ausgabe: 2018/06
06.02.2018 - Brigitta Hasch
„Ewig in eine Person verliebt zu sein, das ist eine Illusion, denn Verliebtheit ist ein Gefühl, ein Hormoncocktail, der maximal zwei Jahre wirkt.“ Das sind Worte von Franz Harant, die Jungverliebte wahrscheinlich nicht so gerne hören wollen. Aber schon im nächsten Satz gibt ihnen der Eheberater Hoffnung, wenn er meint, dass echte Liebe sehr wohl ein Leben lang dauern kann: „Liebe ist mehr als ein Gefühl, sie ist eine Grundhaltung. Liebe bedeutet, dem anderen wohlwollen und wohltun.“ Eine Erklärung übrigens, die auch jener von Erich Fromm („Die Kunst des Liebens“) entspricht.
Ohne rosarote Brille
In der ersten Zeit der Verliebtheit sieht man den Partner/die Partnerin oft so, wie man ihn bzw. sie gern sehen will. Lernt man sich im Laufe der Zeit näher kennen, kommt es unvermeidlich zu Enttäuschungen und in der Folge oft zu Trennungen.
„Eine Ent-täuschung hat auch ihre guten Seiten“, meint Harant, „denn mit jeder Enttäuschung kommt man vom Idealbild näher zum Realbild. Nur so kann ich den anderen wirklich kennenlernen und annehmen, wie er ist.“ Wichtig ist zu erkennen, dass sich die eigene Sicht geändert hat, nicht das Gegenüber. „Statt der rosaroten Brille hat man nun eine dunkle oder klare Brille auf. Der Partner oder die Partnerin ist gleich geblieben.“
Interesse vertieft Beziehung
Liebe heißt auch: „Ich habe Interesse an dir.“ Man hat sich gefunden und will die Beziehung nun bewahren und pflegen. Dazu gehört eine gegenseitige respektvolle Aufmerksamkeit ebenso wie das Bemühen, für den anderen interessant zu bleiben. „Dieses Auf-mich-Schauen ist kein Egoismus“, betont Harant.„Heißt es nicht: ,Liebe deinen Nächsten wie dich selbst‘? Nur wer sich selbst mag, kann auch andere lieben.“
Die Liebe hört niemals auf (1 Kor 13)
Verdeckt durch den alltäglichen Beziehungsmüll scheint die Liebe manchmal verschwunden zu sein. Jede Beziehung erlebt Höhen und Tiefen. Umgeben von Problemen, Sorgen und Konflikten könnte man glauben, die Liebe verloren zu haben. „Trennen Sie sich von dem Trennenden und nicht vom Partner“, lautet die Empfehlung des Eheberaters. Miteinander zu kommunizieren und gemeinsam etwas zu tun sind hilfreiche Instrumente, die die Liebe in Schwung halten. Gewohnheiten und Rituale sind ebenso tragfähige Säulen für das Projekt Partnerschaft.
Verbindendes Drittes
„Ich vergleiche die Beziehung gerne mit einer Wäscheklammer“, schmunzelt Franz Harant, „ohne Feder in der Mitte funktioniert sie nicht.“ Kinder, Hausbau, Hobbys, aber auch der gemeinsame Glaube können diese Feder sein. Sie ist Lebensinhalt, gemeinsame Beziehungs-Utopie und hält zusammen. Zuletzt weist Harant noch auf die Schlüsselworte jeder gelingenden Beziehung hin: „bitte – danke – entschuldige“. Seine Empfehlung lautet: „Seien Sie großzügig mit diesen Worten. «