In den Pfarren ist es selbstverständlich geworden: Die Seelsorge wird von Frauen und Männern ehrenamtlich mitgetragen. In Krankenhäusern und Altenheimen ist es nicht anders. Elf neue Seelsorger/innen wurden am 12. Dezember für ihren Dienst beauftragt.
Mehr als 100 Laien-Seelsorger/innen sind in der Diözese Linz im Einsatz – ehrenamtlich. Elf weitere haben am 12. Dezember von Bischofsvikar Willi Vieböck und Pfarrer Martin Brüggenwerth in einer ökumenischen Feier in der Kapelle des Diözesanhauses die Beauftragung für ihren Dienst erhalten. Sie haben den ersten Teil ihrer Ausbildung abgeschlossen.
Will etwas zurückgeben
Melanie Wiener ist 30. In ihrer Freizeit leistet die Assistentin an der Kepler-Uni in Linz Seelsorge im Krankenhaus. Dass sie für diesen Dienst nichts bekäme, will die junge Frau so nicht gelten lassen. „Ich kriege so viel zurück“, sagt sie. Und sie will selbst etwas zurückgeben. Bei einem freiwilligen Einsatz für ein Hilfswerk hat sie in Kenia erlebt, wie das Leben sein könnte, wenn man nicht auf die Sonnenseite des Lebens gefallen ist. Für Menschen im Krankenhaus oder im Altenheim ist die Sonne auch oft verhangen. Da drückt so viel. „Ich möchte, dass es ihnen gut geht“, sagt Melanie Wiener. Wenn jemand eine Stunde oder wenigstens ein paar Minuten im Gespräch nicht nur mit seiner Krankheit allein ist, dann ist es viel. Freilich: Wie Künstler/innen vor dem Auftritt spürt Wiener auch so etwas wie Lampenfieber, wenn sie ein Zimmer betritt. Es braucht Überwindung.
Mit Höhen und Tiefen
Johann Koller, Industriekaufmann in Brunnenthal, ist vor Kurzem 50 geworden. „Ich fühlte mich wie in einem Fluss“, erzählt er. Seine Familie hatte in den letzten Jahren viel mitmachen müssen. Eines der drei Kinder wachte nach einer Operation nicht mehr auf. „Das ist, als ob es dir das Innere aus dem Leib reißt“, erzählt er. „Als ich 50 wurde, musste ich mich neu entscheiden, ob ich das Leben in all den Höhenunterschieden, mit all den Höhen und Tiefen, wieder annehmen will.“ Da entschied er sich, die Ausbildung zum ehrenamtlichen Altenheimseelsorger zu beginnen. Im Altenheim Esternberg hat er dieses „Leben in Fülle“ schon erlebt, drückt es Johann Koller mit Worten des Johannesevangeliums aus. Um die drei „Z“ geht es da: Zeit, Zuwendung und auch Zärtlichkeit. Lustig – und tief. So erlebt er die Zeit im Altenheim. Er erinnert sich an eine letzte Begegnung, die noch voll Freude war – und dann starb die Frau. Freude ist das Motiv seiner Arbeit. Im Altenheim Schärding wird er sie künftig leisten.
Ausbildung gibt Sicherheit
Mag. Gabriele Petri aus Schwanenstadt ist Textilkünstlerin. Für die katholische Hl.-Geist-Kirche in Attnang hat die evangelische Künstlerin eine Kapelle gestaltet. „Ich hätte mich sonst unsicher gefühlt“, erklärt sie den Sinn der Ausbildung. „Ich will ja nichts falsch machen.“ Wenn sie das Zimmer betritt, begegnet sie Menschen, deren Leben mit einem Mal ganz anders geworden ist. Manche haben Angst. Jemandem zum Reden zu haben, ist ein Segen. Solchen Menschen Zeit zu schenken, ist für Gabriele Petri das Wichtigste.
Die Ausbildung
Ehrenamtliche Krankenhaus- und Altenheimseelsorger/innen verpflichten sich zunächst für zwei Jahre. Die älteste Seelsorgerin ist schon über 80. Ehrenamtliche sind oft in Teams von Pastoralassistent/innen, Ordensleuten, Priestern oder Diakonen eingesetzt. In Altenheimen wird Seelsorge überwiegend von Ehrenamtlichen geleistet. Anders als beim Besuchsdienst der Pfarren gehen die Seelsorger/innen eine Verpflichtung ein. Das betrifft auch die Ausbildung. Ein Teil hat einen theologischen Fernkurs absolviert, andere den speziellen Lehrgang im Bildungshaus Schloss Puchberg. Die Ausbildung geschieht ökumenisch mit der evangelischen Kirche in Oberösterreich. „Diese Zusammenarbeit ist unverzichtbar und wird auch in den Krankenhäusern sehr geschätzt“, meint Herbert Mitterlehner, der Leiter der Abteilung für spezifische Lebenssituationen im Pastoralamt.