An die 1000 Kinder kamen bei den ersten ökumenischen Kinderorgeltagen in ganz Oberösterreich mit der Königin der Instrumente in Berührung. Pippi Langstrumpf und der rosarote Panther unterstützten
sie dabei. Zum Kosten gab es Orgelpfeifen-Kekse.
Ausgabe: 2017/42
17.10.2017 - Elisabeth Leitner
Domorganist Wolfgang Kreuzhuber sitzt an der Orgel. Das ist nichts Ungewöhnliches. Er ist umringt von großen und kleinen Kindern, die aufgeregt um ihn herumwuseln. Das ist eher selten der Fall. Das junge Publikum in der Linzer Martin-Luther-Kirche hört seinen Geschichten zu, manchmal mit viel Aufmerksamkeit, manchmal mit weniger. Als der Linzer Domorganist zu spielen beginnt, wird es still: Zuerst lässt er Pippi Langstrumpf eintanzen, dann folgt ihr der rosarote Panther auf leisen Pfoten nach. Dazwischen passieren noch allerlei Dinge, die Wolfgang Kreuzhuber in seine Erzählung verpackt und mit Orgelmusik anreichert. Im Anschluss daran können die Kinder selbst auf der Orgelbank Platz nehmen, Tasten drücken, Register ziehen und – wer es schafft – die Pedale treten. Es zeigt sich: Die Orgel ist ein Wunderinstrument, das mit Händen und Füßen gespielt wird, beeindruckend!
Orgelkeks und Orgelkonzert
Am Samstag, 14. Oktober nutzten an die 20 Kinder in der Linzer Martin-Luther-Kirche das Angebot, die Orgel mit Domorganist Wolfgang Kreuzhuber zu erleben und sich bei Orgelstationen Wissen über die Orgel anzueignen. Wie viele Orgelpfeifen hat die Orgel der Martin-Luther-Kirche?“, lautete eine der Fragen. „100, 500, 1000 oder über 1000?“, das zu erraten war für den sechsjährigen Jakob ziemlich schwer. Die richtige Antwort wurde gemeinsam erarbeitet: über 1000! Und dass die erste Orgel vor über 2000 Jahren erbaut wurde, dürfte auch für viele Erwachsene neu gewesen sein. Erst im Mittelalter hielt die anfangs als „Teufelsinstrument“ bezeichnete Orgel in den Kirchen Einzug. Eine Orgelpfeife zu basteln war für die achtjährige Marlene bei der nächsten Station keine Schwierigkeit, und auch das Orgelpfeifen-Keks konnte ganz leicht und genüsslich verzehrt werden. Wer alle Orgelstationen absolvierte, bekam abschließend eine Urkunde mit der Erlaubnis, sich ab sofort „Orgelexperte“ nennen zu dürfen.
Orgelexpert/innen
Bereits am Freitag gab es ein Gesprächskonzert mit Rudi, dem Orgelholzwurm (Sprecherin: Bettina Dopler), und Franziska Leuschner an der Orgel. 120 Volksschüler/innen nahmen teil. Mit modernsten Mitteln wurde die Orgel mit Bild in den Kirchenraum gebracht: via Livestreaming vom Orgelspieltisch auf eine Leinwand nach unten. Kirchenmusikerin und Diözesankantorin Franziska Leuschner von der evangelischen Kirche hat die Tage mitorganisiert und war vor Ort. Sie ist mit dem Besuch der Orgeltage in Linz und in ganz Oberösterreich zufrieden: „Ich kann mir schon vorstellen, dass wir das alle zwei Jahre anbieten“, sagt sie.
Gemeinsam: Kirchen und Landesmusikschulen
In Zusammenarbeit von katholischer und evangelischer Kirche sowie dem Oö. Landesmusikschulwerk ist es heuer erstmals gelungen, in Oberösterreichs Kirchen sämtliche Türen zu öffnen und die Orgel in den Mittelpunkt zu rücken. Die Königin der Instrumente niederschwellig und ohne Berührungsängste bekannter zu machen, war die Intention dieser Kinderorgeltage, berichtet Marina Ragger vom Kirchenmusikreferat der Diözese Linz – und das dürfte gelungen sein, zeigen die Besucherzahlen.
Interesse bei Groß und Klein
Musikschullehrer/innen haben an 16 Orten exklusive Orgelführungen für Schulklassen angeboten, Gesprächskonzerte moderiert, ihre Orgelschüler/innen gebeten, die Orgel zu erklären und erklingen zu lassen. Alleine in Freistadt freute sich Musikschullehrer Bernhard Prammer über 540 Besucher/innen: „24 Schulklassen haben sich für die Konzerte und Orgelführungen angemeldet“, blickt er stolz auf die Kinderorgeltage zurück. Auch nach den Sonntagsgottesdiensten bestand die Möglichkeit, die Orgel genauer unter die Lupe zu nehmen: „Lustigerweise waren es dann die Erwachsenen, die viele Fragen stellten und keine Eile hatten, von der Orgel wegzukommen, da die Faszination so groß war“, erzählt Prammer. In viele Kirchen kamen Kinder zum „Orgelschnuppern“: In Hagenberg nahmen zehn Kinder an der Orgelführung teil und bastelten Pfeifen, in Alkoven gab es drei Orgelführungen mit 55 Schüler/innen, in Vöcklabruck nutzten 200 Kinder mit Eltern die Chance, die Orgel zu erforschen. In Wels haben junge Organist/in- nen mit Trompetenschülern den Gottesdienst musikalisch gestaltet, danach kamen 30 Interessierte zur Orgelführung. Fazit: Die Orgeln gaben in diesen Tagen ein kräftiges, gut hörbares Lebenszeichen in Oberösterreichs Kirchen von sich.
Interesse an der Orgel? – Infos im Landesmusikschulwerk, www.landesmusikschulen.at.