Bischof Manfred Scheuer und Generalvikar Severin Lederhilger wenden sich in einer gemeinsamen Weihnachtsbotschaft an die Leserinnen und Leser der KirchenZeitung.
Was feiern wir zu Weihnachten? Der vor 100 Jahren verstorbene Gottsucher, Mönch und Mystiker Charles de Foucauld verdeutlichte es in folgendem Wort: „Um uns zu retten, ist Gott zu uns gekommen, hat sich unter uns gemischt, hat mit uns gelebt, in vertrautestem und engstem Kontakt.“ Wir feiern zu Weihnachten, dass Gott sich angreifbar macht, ohne je begreiflich zu werden, dass Gott in Beziehung zu uns tritt, ohne sich verzwecken zu lassen. Diese Einmischung Gottes fordert auch uns heute zu christlichen Grundhaltungen des Miteinanders heraus.
In der KirchenZeitung wurden in den Adventwochen vier Dialektwörter vorgestellt, die helfen sollen, diese Haltungen in unseren Alltag zu übersetzen:
So kann „Aufrappln“ bedeuten, sich auf neue – vielleicht unbequeme – Sichtweisen einzulassen und auf andere zuzugehen. Im „Zsaumruckn“ wird menschliche Wärme spürbar, die Bereitschaft zu Begegnung und Offenheit voraussetzt. „Hihean“ meint schließlich, ein Ohr gerade für die leisen Töne der Besorgnis und der Beachtung zu haben, empfänglich zu sein für das wenig Spektakuläre und Kleine. „Hoamkuma“ ist die entlastende Zusage Gottes, ohne Beschönigungen und Maskeraden vor ihn treten zu dürfen.
Was diese Haltungen bedeuten können und was es heißt, Gottes Spur unter uns sichtbar zu machen, hat sich auch im zu Ende gehenden Jahr gezeigt. Viele Christinnen und Christen fanden sich mit den sozialen Schieflagen schlichtweg nicht ab, sondern schauten hin und packten an, sei es durch Spenden, sei es durch Mitarbeit bei Aktionen oder sei es durch Gespräche und Begegnungen mit Menschen, die Hilfe brauchen. Gerade die vielfältige Unterstützung der Flüchtlinge ist beispielhaft für diese gelebte Caritas unserer Kirche.
Die Anwesenheit Gottes in der Welt vor Ort erfahrbar zu machen und die pastorale Sorge füreinander als Ausdruck echter Menschlichkeit zu bezeugen, gehört zu den herausforderndsten Aufgaben unserer Pfarrgemeinden und ihren kirchlichen Einrichtungen. Ein herzlicher Dank gebührt daher allen Pfarrgemeinderäten, die sich dieser Herausforderung für zukunftsfähige Glaubensgemeinschaften mit Hingabe und persönlichem Einsatz in der nun auslaufenden Periode gestellt haben. Danke zu sagen ist aber auch jenen, die am 19. März 2017 bei den Pfarrgemeinderatswahlen bereit sind, neu oder wieder Verantwortung zu übernehmen
Noch einmal: Was feiern wir zu Weihnachten? Das JA Gottes zu uns Menschen! Eines der Urbedürfnisse des menschlichen Herzens ist das Verlangen nach Annahme und Anerkennung. Jeder Mensch sehnt sich danach, bejaht zu werden, so wie er ist, geschätzt zu werden und zu merken, wie wertvoll er ist. Selbst wenn sich in der Begegnung mit Gott auch neue Möglichkeiten zeigen, brauche ich doch nicht der sein, der ich nicht bin. Ich bin aber ebenso wenig der Gefangene meiner Vergangenheit und werde nicht auf meine Fehler festgenagelt. Genau das hat Gott uns in
Jesus mitgeteilt.
Indem Gott in Jesus Mensch geworden ist, sich als Kind unseren fürsorglichen Händen anvertraut hat, bejahte Gott zugleich unser Menschsein in seinen vielen Facetten und Widersprüchen. Jesus ist das JA Gottes zu allen Verheißungen (1 Kor 1,20); er ist gekommen, damit wir Leben in Fülle haben (Joh 10,10).
So wünschen wir Ihnen ein von
Freude und Zuversicht erfülltes
Weihnachtsfest und ein von Gott
gesegnetes neues Jahr 2017. «
Manfred Scheuer, Diözesanbischof
Severin Lederhilger, Generalvikar
Gesegnete Weihnachten
Mit dieser Ausgabe endet der 71. Jahrgang der KirchenZeitung. Gerne schließen wir uns den Wünschen unseres Bischofs und des Generalvikars an und wünschen unseren Leserinnen und Lesern frohe Weihnachten und ein gesegnetes neues Jahr 2017.
Redaktion, Verlag und Herausgeber Ihrer KirchenZeitung