Ein Kreuzweg mit wechselnder Botschaft – je nachdem, wer seine Gedanken schriftlich am dafür vorgesehenen Platz hinterlässt. Schrift und Raum hängen im Konzept der Künstlerin Ingeborg Kumpfmüller eng zusammen.
Das Seelsorgezentrum Linz-St. Elia in der SolarCity stellt in der Diözese Linz den aktuellsten Bau (Juni 2006) dar, bei dem der Pfarrsaal auch sakral und als Feierraum genutzt wird. Die künstlerische Gestaltung des Objektes lag in den Händen von Heliodor Doblinger, Herbert Friedl und Ingeborg Kumpfmüller. Die aus Grieskirchen stammende und in Wien lebende Künstlerin Kumpfmüller entwarf auch den Kreuzweg.
Schrift und Raum. Die Verwendung von Schrift ist in Zusammenhang mit dem Raum zu sehen, der einen Lehmputz trägt, in den verschiedene Begriffe eingearbeitet sind. Dieses Konzept wendet die Künstlerin auch beim Kreuzweg an, der somit ein Teil des Ganzen ist. Die einzelnen Stationen sind mobil und werden für die Andacht im Raum aufgelegt. Das erfordert einen aktiven Umgang ebenso wie die Möglichkeit des Gehens der Stationen. Die Tafeln selber sind in schwarzen Schaumstoff eingebettet, der die Tafeln schützt, aber ebenso zum Angreifen herausfordert. In den Schaumstoff sind Schlitze eingebracht, dort können eigene Gedanken zur jeweiligen Station eingefügt, aber auch entnommen werden. Damit wird eine aktive Teilnahme über das Gehen hinaus vorgeschlagen. Die Tafeln sind aus färbigem Plexiglas. Der Schriftzug der Station – im Bild oben „nimmtdasKreuzau“ – ist nur in einem Ausschnitt lesbar. Damit sind die Betrachter/innen gedanklich zur Ergänzung aufgefordert. Die Stationenzahl rhythmisiert den gesamten Weg und gibt Orientierung. Das beigefügte Wort „annehmen“ findet sich als Begriff auch im Lehmputz der Decke und gibt somit die Möglichkeit, sich als Beter in einen größeren räumlichen, aber auch gedanklichen Kontext einzuordnen.
Mensch von heute im Blick. Die den Stationen zugeordneten Begriffe sind aus dem Wortschatz heutiger Menschen entnommen. Die verschiedenen Lebenswirklichkeiten der Menschen von heute kommen damit zum Tragen. „Eine Schrifttafel ohne Text, sie liegt nach der 15. Station, verweist auf eigene Erfahrungen, auf die eigene Geschichte, auf das, was von einem selbst, erzählt werden kann, auf die Zukunft“, erklärt die Künstlerin ihre Entscheidung für eine Erweiterung der historischen Zählweise von 14 bzw. 15 Stationen. Ingeborg Kumpfmüller ist damit ein Kreuzweg gelungen, der dem Leben der Menschen von heute und ihren Gedanken Raum gibt.