Der Papst sucht den Dialog mit Asiens Kulturen und Staaten
Mit einem Appell zum Dialog betonte Papst Franziskus während seiner Korea-Reise die Bedeutung Asiens für sein Pontifikat. Das seit Jahrzehnten geteilte Korea rief er zur Versöhnung auf.
„Ich hoffe ernstlich, dass jene Länder eures Kontinents, mit denen der Heilige Stuhl noch keine vollständigen Beziehungen unterhält, nicht zögern, einen Dialog zum Wohl aller voranzutreiben“, sagte Franziskus bei einem Treffen mit asiatischen Bischöfen. Beobachter waren sich einig, dass damit vor allem China gemeint ist: Seit sechs Jahrzehnten tauschen der Heilige Stuhl und das nominell kommunistische Regime in Peking keine Botschafter mehr aus. Die Katholiken in dem Riesenreich sind gespalten zwischen einer staatlich gelenkten Kirche und einer dem Papst loyalen Untergrundkirche, die staatlicher Verfolgung ausgesetzt ist. Es sei aber nicht nur China gemeint, ergänzte später Vatikansprecher Federico Lombardi. Er nannte auch die Staaten Vietnam, Myanmar, Laos, Brunei, Bhutan und natürlich Nordkorea. Der Kirche geht es dabei um mehr Religionsfreiheit, Entfaltungsmöglichkeiten und Handlungsfreiheiten für Christen.
Geteiltes Land
Der Konflikt zwischen den zwei koreanischen Staaten bildete einen traurigen Rahmen rund um den Papstbesuch: Am Tag vor dem Eintreffen des Heiligen Vaters führte das international abgeschottete und fast völlig isolierte Nordkorea einen Raketentest durch und am Tag der Abreise begann ein Militärmanöver der Südkoreaner mit den USA. Zum Papstbesuch in Südkorea waren auch Katholiken aus dem Norden eingeladen gewesen. Doch wenig überraschend verwehrte das altstalinistische Regime von Pjöngjang den Gläubigen die Ausreise. Auf dem Papier herrscht in Nordkorea Religionsfreiheit, in der Realität gehört Nordkorea zu den Staaten, welche Christen am stärksten und systematischsten verfolgen. Es liegen zahlreiche Berichte über Hinrichtungen vor. Papst Franziskus thematisierte die Teilung des Landes vor allem am Montag bei seinem Abschiedsgottesdienst in der Kathedrale von Seoul. Beide Seiten müssten erkennen, dass „alle Koreaner Brüder und Schwestern“ und „Glieder einer Familie“ seien. Der Papst rief zu Frieden auf und vermied Schuldzuweisungen und Vorhaltungen.
„Den Glauben nicht verbergen“
Ein Höhepunkt der Papstreise war die Seligsprechung von 124 koreanischen Märtyrern, die im 18. und 19. Jahrhundert wegen ihres Glaubens verfolgt wurden, vor knapp einer Million Menschen in Seoul. Beim offiziellen Anlass seines Pastoralbesuchs, dem sechsten Asiatischen Jugendtag, rief der Papst die jungen Katholiken auf, ihren Glauben auch als Minderheit offen zu leben. Mit seiner „reichen philosophischen und religiösen Tradition“ bleibe Asien „ein großes Grenzland“ für das christliche Zeugnis. Durch die Gegenwart des Heiligen Geistes und in Einheit mit ihren Hirten können die jungen Christen „die vielen positiven Werte der verschiedenen asiatischen Kulturen anerkennen“, aber auch unterscheiden, was mit dem katholischen Glauben vereinbar ist und was nicht, sagte der Papst. Die Jugendlichen sollten „eine heiligere, missionarischere und demütige Kirche“ aufbauen. Gegenüber den Bischöfen sagte Papst Franziskus: Die Kirche wachse nicht durch Abwerbung von anderen Religionen, sondern durch eigene Attraktivität.