„Die spannenden Fragen an die Theologie werden heute von den ,Rändern‘ her gestellt“, ist Ulrich Winkler überzeugt. Bei den Salzburger Festspielen moderierte er eine Gesprächsrunde über die „Mystik“ im Islam.
Ausgabe: 2014/30, kopf der woche, ulrich winkler, kommentar, menschen, glaube
22.07.2014 - Hans Baumgartner
„Es gehört zu meinen frühen Kindheitserinnerungen, dass ich einmal Theologie studieren möchte“, erzählt Ulrich Winkler. Dass er dazu gekommen sei, verdanke er auch den Bildungsreformen der frühen 70er Jahre (Kreisky/Firnberg). „Ich komme von einem kleinen Mühlviertler Bauernhof mit vier Geschwistern und hätte mir ohne die damals geschaffenen Beihilfen das Petrinum nie leisten können.“ Das Geld für sein Studium in Linz, Jerusalem („das war wirklich teuer“) und Salzburg verdiente sich Winkler als Kellner bei Volksfesten und Schichtarbeiter in der VÖEST. Zum Fach „Dogmatik“ kam er schließlich, „weil mich die inneren, systematischen Zusammenhänge des Glaubens besonders interessierten und weil ich in Gottfried Bachl einen großen Lehrer hatte, der alle Fragen zuließ“.
Blick geweitet. Vor 26 Jahren gründete Winkler mit anderen eine Arbeitsgruppe, die sich mit außereuropäischen Theologien (Lateinamerika, Afrika) und deren Umfeld (Kontext) sowie mit anderen Religionen befasste. Anstoß waren eine ziemliche Ratlosigkeit, die der „fleißige Theologe“ bei manchen Themen in der Schule hatte und die Einsicht, dass christliche Lehre nicht im luftleeren Raum, sondern immer auch als Antwort auf konkrete Situationen hin (Zeichen der Zeit) entwickelt werde. Bei der Gründung des Ins-tituts (2001), später Zentrum „Theologie Interkulturell und Studium der Religionen“ war Winkler ebenso dabei wie beim Universitätslehrgang „Spirituelle Theologie im interreligiösen Prozess“, den er mit „viel Herzblut“ in Salzburg und in der Schweiz leitet.
Univ. Prof. Dr. Ulrich Winkler im Gespräch: Religion kann sein Unheil und Segen