Zu Allerheiligen gedenken wir der Christen, die um ihres Glaubens willen hingerichtet wurden. Der hl. Clemens in der Linzer Ursulinenkirche soll einer von ihnen gewesen sein.
Vor vielen Jahrhunderten starb in Rom ein Knabe und wurde in den dortigen Katakomben bestattet. Die Begräbnisstätten gerieten im Lauf der Zeit in Vergessenheit und wurden erst vor rund 430 Jahren zufällig wieder entdeckt. Dabei stellte man fest, dass viele der Bestatteten zu den allerersten Christen zählen, die die Christenverfolgungen erlebt haben mussten. Man erklärte sie zu Märtyrern. Ihre Gebeine wurden zu begehrten Reliquien und gelangten in viele Kirchen Europas. Auch der Knabe gehört dazu. Er befindet sich heute in der Linzer Ursulinenkirche und wird als „Sankt Clemens“ bezeichnet. Barocker Glanz. Die Clemensreliquie war ursprünglich im Besitz der Karmelitinnen. 1802 wurde sie den Ursulinen übergeben, wo die Gebeine von einer Nonne in aufwändiger Klosterarbeit neu gefasst wurden. Der heilige Leib ist in Seide, Perlen und goldene Ornamente gehüllt und ruht in einem vergoldeten Schrein. Mit der Präsentation ganzer Leiber war in der Barockzeit ein neuer Höhepunkt des Reliquienkultes erreicht. Der/Die Heilige – einst ein mit göttlicher Gnade erfüllter Leib – war im Kirchenraum anwesend und konnte um Schutz und Hilfe angefleht werden.
Wahr oder falsch? Gegenwärtig wird der barocke Reliquienkult belächelt. Wir wollen Beweise für die Echtheit einer Reliquie, doch den barocken Menschen genügte ihr Glaube daran. Wenn wir Reliquienverehrung als Zeugnis einer vergangenen Frömmigkeit verstehen, können wir vielleicht einen neuen Zugang zu diesen Objekten finden. Ob „echter“ Märtyrer oder nur ein „normaler“ Toter – in jedem Fall haben die sterblichen Überreste dieses Menschen unseren Respekt verdient. Bedrohtes Kulturgut. Der Clemensschrein ist ein Stück von hoher künstlerischer Qualität und ein wichtiger Bestandteil des barocken Gesamtkunstwerks Kirchenraum. Der Zahn der Zeit hat aber dem Objekt arg zugesetzt, Feuchtigkeit und Schimmel drohten es zu zerstören. Der schlechte Erhaltungszustand hat umfangreiche Restaurierungsarbeiten notwendig gemacht, die nun erfolgreich abgeschlossen werden konnten. Ein Abend für Sankt Clemens. Die Rückkehr des Clemensschreins in die Ursulinenkirche wird am 2. November feierlich begangen. Musik zu Allerseelen, Texte von Thomas Bernhard, ein Vortrag zur Reliquienverehrung sowie zu den kürzlich erfolgten Restaurierungsarbeiten bis hin zur Kunstinstallation von Martin Dickinger: Ganz im Sinne des Barock wird das Fest ein Gesamtkunstwerk.
- Ein Fest für Sankt Clemens: Freitag, 2. November, 20 Uhr, Ursulinenkirche Linz.
Reihe Kunstgut I alt I neu: Die Clemensreliquie in der Ursulinenkirche