„Kunstdenkmal Kirche. Wer rettet Gottes Immobilien?". Mit dieser Frage beschäftigte sich der diesjährige Künstlersonntag. Wenn die Allgemeinheit für die Gotteshäuser künftig tiefer in die Tasche greifen müsse, brauche es neue Nutzungsmöglichkeiten der Kirchen betonte Landeshauptmann Josef Pühringer bei der Diskussion.
Ausgabe: 21/2012, Kunstdenkmal, Kirche, Immobilien, Forum St. Severin, Offenes Kulturhaus, Ursulinenkirche, Schließen, Umbau, Nutzung, Einnahmen, Säkularisierung
24.05.2012 - Christine Grüll
Einen Dachstuhl reparieren, eine Mauer trocken legen, eine Orgel restaurieren. Viele Hände arbeiten daran, dass Oberösterreichs Kirchen nicht verfallen. Doch obwohl sich die Helferinnen und Helfer meist ehrenamtlich engagieren, ist die finanzielle Belastung enorm. Einen Teil finanzieren die Katholik/-innen: In den letzten drei Jahren flossen 50 Millionen Euro vom Kirchenbeitrag zurück in die Pfarren. Doch die Zahl der Beitragszahler/innen nimmt ab. Was also wird aus den Kirchen, wenn das Budget nicht mehr reicht? Dieser Frage widmete sich der Künstlersonntag am 20. Mai nach einem Gottesdienst in der Linzer Ursulinenkirche.
Denkmal für die Zukunft. „Die Entwicklung in Deutschland kommt auch auf uns zu“, sagt Ulrike Knall-Brskovsky. Dort wurden bereits Hunderte von Kirchen geschlossen oder werden für säkulare Zwecke genützt. Die Landeskonservatorin für Oberösterreich referierte über den aktuellen Stand in der Denkmalpflege – ebenso wie Josef Pühringer in seiner Funktion als Kulturreferent des Landes. Über die Möglichkeiten, die Kirchen als Kunstdenkmäler für die Zukunft zu erhalten oder andere Formen der Nutzung zuzulassen, sprachen sie gemeinsam mit Monika Heilmann, zuständig für Pfarrgemeinde und Spiritualität in der Diözese, Diözesankonservator Hubert Nitsch und dem Finanzdirektor der Diözese, Reinhold Prinz.
Wer ist zuständig? Rein rechtlich gehören die Kirchen der Diözese und den Orden, doch verantwortlich sind die Handelnden in der Politik – und die Bürgerinnen und Bürger, so der Landeshauptmann. „Wir müssen auch Nichtgläubige davon überzeugen, dass sie sich mitverantwortlich fühlen“, betont ebenfalls die Landeskonservatorin. Zwei Drittel des Landesbudgets für Denkmalpflege wird bereits für kirchliche Bauten ausgegeben. Wenn der Anteil an Steuergeld steigen soll, weil die Diözese weniger Einnahmen hat, müssen die Steuerzahlenden einverstanden sein. Und das wird nur möglich sein, wenn die Gebäude auch für andere Zwecke genützt werden können, sagt Josef Pühringer.
Neue Nutzung. Das bedeutet Umbau. Die künstlerische Einheit wird zerstört, und das möchte das Bundesdenkmalamt so weit wie möglich vermeiden. Der Dialog ist dabei schon die halbe Lösung. Wenn Diözese, Land, Stadt und Bund gemeinsam an einer neuen Nutzung arbeiten, können verschiedene Fragen berücksichtigt werden: Was duldet die Kirche, welche Veränderungen läßt das Gebäude zu und was vertritt die Ortsgemeinde? Ob andere Glaubensgemeinschaften einziehen werden, wird sich weisen. „Das Zusammenrücken von allen, die Gott im Mittelpunkt haben, ist eine große Zukunftsfrage“, meint Hubert Nitsch. Immobilien müssen mobil werden, sagt hingegen Monika Heilmann: „Kirchenräume müssen vor allem den seelsorglichen Anforderungen genügen.“ Das könnte in Konkurrenz zur Denkmalpflege stehen, doch auch hier gilt: Wenn Menschen vor Ort miteinander sprechen, finden sich Lösungen.
Tagung 2013. „Mit der Renovierung von Kirchen fördern wir den heimischen Tourismus“, so Reinhold Prinz. Ob Tourist/innen in heimischen Kirchen Eintritt zahlen sollen, war eine weitere Überlegung. Es wird schwierig werden, allgemeine Richtlinien für den Erhalt der Kirchen oder eine andere Nutzung aufzustellen. Das Kunstreferat plant eine Tagung für Juni 2013, bei der das Thema „Umstrukturierung“ sehr breit behandelt wird. Grundsätzlich gilt: Gottes Immobilien können nur die retten, die um die Schätze in den Kirchen wissen.