Eine Wolke aus 150 Tellern befindet sich zur Zeit auf dem Tisch vor dem Hochaltar der Pfarrkirche Linz-St.Magdalena. Mit diesem Mut für neue künstlerische Ansätze ist die Linzer Pfarre in Oberösterreich nicht alleine.
Kunst im Kirchenraum zu ermöglichen, ist eine Herausforderung – für alle Beteiligten. Eine Herausforderung, die viele Künstler/innen gerne annehmen, erzählt Roman Pfeffer. Er war einer von dreien, die eingeladen waren, einen Entwurf für die künstlerische Gestaltung der Pfarrkirche Goldwörth zu präsentieren. Sein Entwurf fand im Jänner 2014 die Zustimmung einer Jury. Bereits Mitte Oktober wurde der neue Altar geweiht. Nur ein paar Monate hatten Pfarrverantwortliche, Handwerker und Künstler Zeit, gemeinsam an der Neugestaltung zu arbeiten: neue Farbe, neuer Boden, neue liturgische Orte. „Die Leute sind sehr hinter dem Projekt gestanden und haben es mit großem Engagement vorangetrieben. Ich war froh darüber, aber nicht überrascht. Die Pfarre hat sich ja vorher für das Projekt entschieden“, sagt Roman Pfeffer rückblickend und meint: „Diese Arbeit war einzigartig, nicht alltäglich.“ Seinen Zugang zur künstlerischen Gestaltung beschreibt er so: Ausgangspunkt ist der vorhandene Raum, hier die gotische Kirche. „Ich analysiere gerne die Dinge, die da sind und zerlege sie in ihre Grundelemente. So finde ich etwas Neues.“ Vorgefunden hat Roman Pfeffer einen Raum mit einem Umfang von 64,9 m. Diese Zahl überträgt er auf die Länge der Stützen. Diese bilden den Unterbau der liturgischen Orte: Altar, Ambo, Priestersitz. Die einzelnen Stäbe bilden einen gemeinsamen Block und tragen die Platte. Die Stützen stehen schief, gerade, wirken aneinander angelehnt oder vereinzelt. Sie bilden in ihrer Unterschiedlichkeit eine Gemeinschaft, die tragfähig ist. – Das ist eine Interpretationsmöglichkeit.
Offen für Deutung
Roman Pfeffers Gestaltung ist offen für Deutungen: „Ich mache ein Angebot. Keine Lösung“, so der Künstler. Bewusst hat Pfeffer für Goldwörth, das 2013 vom Hochwasser stark betroffen war, ein besonderes Material ausgewählt: die liturgischen Orte sind aus dem Stamm einer 3000 Jahre alten Mooreiche, die behutsam getrocknet und aufbereitet wurde. Ein Stück der Mooreiche wurde als „Baustein“ zum Verkauf angeboten: die 65 Exemplare zum Preis von 120 Euro dienen der Finanzierung. Sie sind in der Pfarre heiß begehrt und mittlerweile „ausverkauft“.
Taufe und Tod in Neufelden
„Ich wollte einen freundlichen Ort schaffen“, sagt die Künstlerin Christa Aistleitner. Sie hat die Seitenkapelle in Neufelden neu gestaltet und dabei der Taufe und dem Gedenken an Verstorbene einen besonderen Raum gegeben. Die Themen Werden und Vergehen kehren in den Buchstaben Alpha und Omega, in verschiedenen Schriftlösungen und zwei Installationen wieder. Eine stammt von Diözesankunstpreisträgerin Iris Christine Aue. Sie hat die Worte „mea“ und „culpa“ in zwei Wollbahnen eingestrickt, die sich bereits auflösen. Christa Aistleitners Installation ist von der bestehenden Taufgruppe inspiriert. Ein schlankes Messingkreuz ragt nun hoch bis in die Fensterlaibung. Auf dem Querbalken sitzt eine präparierte, weiße Taube. Sie wirkt lebendig – ein Sinnbild für das Leben, den Tod und den Neubeginn. Am vergangenen Sonntag wurde die Kapelle gesegnet. Die Pfarrgemeinde hat das Kunstprojekt von Anfang an gut aufgenommen, betont Christa Aistleitner.
Pfarren sind beteiligt
Die Pfarren ins Boot holen – das ist dem Kunstreferat der Diözese wichtig: „Was die Einbindung der Pfarren in künstlerische Projekte betrifft, hat die Diözese Linz sicher eine Vorreiter-Rolle in ganz Österreich“, erklärt die Leiterin des Kunstreferats Martina Gelsinger. Ein aktuelles künstlerisches Beteiligungsprojekt, das noch bis 23. November in der Pfarre Linz - St. Magdalena zu sehen ist, steht zur Zeit auf dem Tisch vor dem Hochaltar in der Pfarrkirche. „Die Wolke“ von Markus Hofer ist eine temporäre Installation aus 150 Tellern. Teller, die die Pfarrbevölkerung gebracht und gesammelt hat und die nun als „Wolke“ im Kirchenraum präsent ist. Zwei Aspekte sind dem Künstler bei seinen Arbeiten wichtig: der vorhandene Raum und der Blick auf oft unscheinbar wirkende Alltagsgegenstände, aus denen er Objekte macht. „Ich wollte den Leuten nicht etwas überstülpen, ich wollte für den Ort etwas schaffen, bei dem die Menschen involviert sind“, so Hofer. Dass über 150 Teller gesammelt wurden, hat ihn gefreut: „Ich hätte nicht gedacht, dass so viele bei einem zeitgenössischen Kunstprojekt mitmachen!“ Die Wolke ist in mehrfacher Hinsicht interessant: kaum ein Kirchenraum kommt ohne Wolken in bildernerischen Darstellungen aus, die Wolke steht oft als Synonym für das Religiöse, Göttliche, Heilige. Für einen Bildhauer ist es eine Herausforderung, etwas, das ständig in Bewegung ist, mit einem Material, das statisch ist, darzustellen. Bei näherer Betrachtung zeigt sich: die Wolke in St. Magdalena verändert sich je nach Lichteinfall, Beleuchtung, Blickwinkel. Ende Oktober lädt die Pfarre zu einem Gottesdienst mit Künstlergespräch ein. Auf die Fragen der Pfarrbevölkerung ist auch Markus Hofer gespannt.
Gottesdienst mit Künstlergespräch: KiZ-Redakteurin Elisabeth Leitner im Gespräch mit Markus Hofer, Linz-St.Magdalena, 31.10.2014, 18 Uhr.