KOMMENTAR_
Die Vorschläge zum Zukunftsweg sind zurzeit das am meisten diskutierte Thema bei den Leserzuschriften.
Der Plan B
Dem „Zukunftsweg der Diözese“ wünsche ich gutes Gelingen, allerdings müssten die Details noch sorgfältig überlegt werden. Für mich ist dieser Weg der „Plan B“, denn „Plan A“, grundsätzliche Änderung der Zulassungsbedingungen zum Priesteramt, ist bisher an Rom gescheitert.
Zu dem „Lexikon der Kirchenzukunft“ drängen sich Fragen auf. Etwa zum „Titular-Pfarrer“. Dieser Name erscheint mir unzutreffend. Bisher war mit „Titular-…“ stets eine Kleriker-Beschäftigung ohne Amtsgebiet gemeint, etwa, weil die einem Titularbischof gehörende Diözese (z. B. in Nordafrika) schon seit Jahrhunderten nicht mehr existiert. Zugrunde gehen passt nicht zu Zukunftsweg! Auch „Gemeindepfarrer“ gefällt mir nicht, weil alles, was mit „Gemeinde“ beginnt, der politischen Gemeinde zugeordnet wird, z. B. „Gemeindearzt“.
Bis 1983 hießen die Pfarrer in Ordenspfarren „Pfarrvikare“, weil der eigentliche Pfarrer für alle diese Pfarren die Mönchsgemeinschaft war, vertreten durch den Abt. Das Volk nannte den „Pfarrvikar“ stets „Herr Pfarrer“. „Pfarrvikar“ wäre eine Möglichkeit für das geplante Amt, denn die Situation der Ordenspfarren vor 1983 ist der jetzt diözesan angestrebten formal sehr ähnlich. Jedenfalls wäre ein Wort zu suchen, das mit „Pfarr-…“ beginnt. (...)
Dipl.-Ing. Hildebrand HARAND, Wilhering
Zu wenig Butter für das Brot
Was ich in der Kirchenzeitung zum 4. Sonntag im Jahreskreis über den neuen „Zukunftsweg“ der Diözese gelesen habe, hat mich sehr irritiert. Von Reformen erwarte ich mir eine Vereinfachung. Was ich da an neuen „Räten“ etc. gelesen habe, ist verwirrend. Und die neuen Titel! Das ganze Unterfangen möchte ich mit einem kleinen Vergleich darstellen, wohl wissend, dass jeder Vergleich hinkt: Ich habe eine Scheibe Brot und ein klein wenig Butter. Die Butter soll ich über das ganze Brot verteilen. Am Ende habe ich keine Butter, mehr und das Brot schaut auch nicht so aus, dass ich es mit gutem Willen Butterbrot nennen kann. Das ganze Unternehmen ist keine Problemlösung. Wir haben kein Problem in der Struktur der Pfarren, sondern ein Problem beim Personal. Wenn wir in Zukunft Priester brauchen, müssen wir fragen, warum es keine Priester mehr gibt oder zu wenige. Diese Frage wird nicht gestellt und schon gar nicht beantwortet. Wenn die hohe Kirchenführung im Zeitalter der allgemeinen Menschenrechte nicht ehebaldigst ihr Menschenbild ändert und Mann und Frau als ebenbürtige und gleichwertige Partner mit gleichen Rechten und Pflichten anerkennt, disqualifiziert sie sich selbst. Und wenn die Kirchenführung das Nachdenken über diese Fragen verbietet, dann ist das in meinen Augen eine Sünde wider den Heiligen Geist. Wer dagegen nicht auftritt und ankämpft, macht sich an diesem Verbrechen mitschuldig. Wo bleiben die Bischofskonferenzen mit ihren „mutigen“ Vorschlägen?!
Willibald Eichinger, emeritierter Pfarrer, Pregarten
Realitätsverweigerung
Ich weiß nicht, ob es überhaupt der Mühe wert ist, sich mit dem Leserbrief des Herrn Propst Plettenbauer zu beschäftigen.
Wenn es einen Wettbewerb in Realitätsverweigerung gäbe, er wäre ganz vorne dabei. Zu seinen Befürchtungen, durch die Neuordnung der Seelsorgebereiche könnten die Priester abgewertet werden und die Laien ein überdimensionales Gewicht bekommen, möchte ich ihn nur auf ein paar Zahlen aus seinem Dekanat Mattighofen hinweisen: Die 17 Pfarren werden von 11 aktiven Priestern betreut, nur 2 haben den Pfarrer für sich allein, 6 Priester stammen aus Polen, 1 aus Afrika, nur 4 aus Österreich, das Durchschnittsalter liegt nahe an 60 Jahren. Ich glaube nicht, dass man jemandem, den es immer weniger gibt, nämlich Geistliche in einem normalen Arbeitsalter, „Macht“ wegnehmen kann, sondern dass die sehr froh sein müssen, wenn sie von genug Laien unterstützt werden.
Friedrich Lengauer, Rainbach i.Mkr.
Bei euch soll es nicht so sein …
Sollten die Worte des Pfarrers Dr. Gerhard Maria Wagner in der Kremstaler Rundschau richtig wiedergegeben worden sein, dann kommt das einem wahren Outing gleich. Dieser Pfarrherr fürchtet, dass Priester durch die neue Diözesanorganisation entMACHTet werden könnten! Das ist ein starkes Stück!
Im Neuen Testament, dessen vorrangige Autorität für die Kirche wir wohl nicht bezweifeln wollen, wird Jesus mehrmals mit Aussagen über die Rangordnung der Jünger und der Gläubigen zitiert. In keiner dieser Perikopen ist von Macht die Rede, ganz im Gegenteil: Wer der Erste unter den Jüngern sein will, muss vorerst einmal ihr Diener sein. „Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein.“ (Mk 9, 35b). Oder, wie es bei Matthäus so eindringlich heißt: „Darum lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer; denn ich bin gekommen, die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.“
Es stünde einem Pfarrer wie auch jedem Christen gut an, nicht seine Macht herauszukehren, sondern der Diener aller zu sein, die Nächstenliebe auch an den Gestrauchelten zu üben, nicht zu verurteilen, sondern zu verstehen, sich halt auch ein wenig der eigenen Fehlerhaftigkeit bewusst zu sein und das eigene (theologische) Wissen stets am „mysterium fidei“, dem Geheimnis des Glaubens, zu relativieren.
Mit dienenden, liebenden und empathischen Priesterinnen und Priestern bräuchten sich die diözesanen Gremien nicht den Kopf zu zerbrechen, wie man wieder mehr Menschen für die Sache Jesu begeistern könne.
Mag. theol. Heinz Buder, Micheldorf
Kick-off gegen bewährte Tradition
(...) Neun GKKs werden samt ihren Spareinlagen zu Silvester 2019 ins Universum geblasen und gehen dann in einem Wiener Zentralträger, in der neuen Österreichischen Gesundheitskasse, auf. Auch bei der AUVA, den Eisenbahnern, dem Bergbau und bei der BVA bleibt kein Bewährtes übrig.
Das ganze Entknäueln und Neuhäkeln von Gesetzen, Trägern und Zweigen und Beiträgen und Leistungen wird an weltweit agierende „sünd“-teure Consulting-Agenturen outgesourct. Kick-off, Kick-off, Kick-off! Internes tradiertes Fachwissen ist nicht gefragt.
Wenn Sie ein Krankenbett brauchen oder eine Physiotherapeutenrechnung einreichen, einfach eine Social-App herunterladen und einen der Buttons ASVG, GSVG, BSVG oder B-KUVG anklicken! „Business fluent speaking“ fürs Muatterl in der Pflegestufe 4.
Fritz Baumgartner, St. Georgen an der Gusen
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