KOMMENTAR_
Unter dem Titel „Bergauf, Österreich!“ ist derzeit Bundeskanzler Kurz in den Bundesländern unterwegs. Der Kanzler und seine Werbestrategen überbringen den Österreichern mit diesem Slogan eine Botschaft, die jeder gern hört. Dieser Berghysterie-Aktionismus übertüncht aber die große Wende, die die ÖVP/Türkis in letzter Zeit vollzogen hat. In der neuen Bewegung ist das Christliche, die Christliche Soziallehre nur mehr in kleinen Fragmenten erkennbar, wenn nicht schon ganz verschwunden. Die bestimmenden Themen sind derzeit: Wie kann man die Flüchtlinge am schnellsten abschieben? Wo kann man an den Sozialschrauben nach unten drehen? Wie kann man die Arbeitnehmerrechte und ihre Vertretungen beschneiden? Es sind ja noch mehrere solche Aktionen in der Schublade, die uns in nächster Zeit in kleinen Dosen präsentiert werden. Schade, dass eine sich christlich nennende Partei so verkommt.
Zum Thema „Bergauf“: Am 15. August ging es im Sauwald bergauf. In einer Kreuzwegandacht und Gedenkfeier von Stadl auf den Haugstein wurde des 2013 verstorbenen Sozialethikers Pater Johannes Schasching gedacht. Pater Schasching war der weitum größte bekannte christliche Sozialethiker, den Österreich jemals hervorbrachte. Er gehörte sogar dem Beraterstab des Papstes an. Vielleicht kann sich die Volkspartei/Türkis wieder besinnen und der Christlichen Soziallehre mehr Beachtung widmen und diese für Volk und Land segensreiche Lehre in ihr Programm aufnehmen, anstatt medienwirksam auf den Bergen umherzuwandern.
Helmut Auinger, Diakon, Peuerbach
Ich feiere im nächsten Jahr mein diamantenes Priesterjubiläum, und ich möchte von einer Sorge berichten, die mich bedrückt. Meine Sorge ist die Kirche und ihr Auftrag zur „Seelsorge“, den sie von Christus erhielt. In unserer Zeit, in der die Menschen immer mehr den Glauben verlieren, ist der Pflichtzölibat nicht mehr am Platz. Durch den Pflichtzölibat gräbt sich die Kirche ihr eigenes Grab. Wo wäre heute nachgehende Seelsorge möglich, wenn Pfarrer zwei, drei und vier Pfarren zu betreuen haben? Nicht nur, dass wir verheiratete Priester nicht mehr an den Altar lassen, wir verhindern auch mögliche Berufungen, die immer noch vorhanden sind. Ich hatte in meiner Pfarre einige junge Burschen, von den Mädchen ganz zu schweigen, die das Zeug zum Priester gehabt hätten. Eine Ministrantin, die jetzt im 17. Lebensjahr ist, noch immer ministriert und auch Lektorin ist, sagte einmal zu mir: „Herr Pfarrer, jetzt bin ich Ministrantin, dann werde ich Lektorin, dann Kommunionhelferin und dann werde ich Pfarrer.“ Welch ein Reservoir auf der Frauenseite! Warum verdammt die Kirche die ganze Priesterschaft zur Einsamkeit? Hat die Kirche das Wort aus der Bibel (Gen 2,18) vergessen: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt.“ Die Furche (Nr. 32, vom 9. August 2018) schreibt von der krank machenden Einsamkeit. Die Kirche verpflichtet alle Priester zur Einsamkeit, die wohl nicht alle frei gewählt haben. Warum schweigen die Bischöfe? Warum tun sich die Bischöfe im deutschsprachigen Raum, die nicht Rom-hörig sind, nicht zusammen und weihen „viri probati“ zu Priestern? Rom wäre machtlos.
Das ist meine Sorge, weil ich die Kirche liebe. Es ist mir nicht egal, wie die Kirche in der Zukunft ihren Auftrag erfüllen kann.
Karl Six, Pfarrer i. R., Unterach am Attersee
u Veröffentlichungen bedeuten keine Zustimmung. Kürzungen vorbehalten. Zuschriften an: siehe Impressum S. 20.
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