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Zur „Sonntagsseite“ in Ausgabe 18:
In der ersten Lesung am Sonntag, 9. Mai hieß es in der Apostelgeschichte 10,25 usw. unter anderem: „Da begann Petrus zu reden und sagte: Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist. (...) Kann jemand denen das Wasser der Taufe verweigern, die ebenso wie wir den Heiligen Geist empfangen haben?“ Petrus hatte die Einsicht und dann auch den Mut, den Bedürfnissen entsprechend zu entscheiden – freilich, ihn belastete noch kaum eine Tradition und schon gar nicht ein Kirchenrecht, welches dem Heiligen Geist „mögliche Verirrungen“ untersagt.
Hans Mayer, Molln
Zu „Kunstinstallation am Friedhof der Steyrer Stadtpfarrkirche“ in Ausgabe 19:
Als Theologe mit jahrelanger Erfahrung als Trauerredner am Steyrer Friedhof und Begleiter von trauernden Angehörigen empfinde ich ein äußerst ungutes Gefühl, wenn Namen von verstorbenen Menschen plötzlich aus dem öffentlichen Blickfeld verschwinden – wie etwa an der Gedenkstätte der Stadtpfarrkirche Steyr (missverständlich als „Friedhof“ bezeichnet) durch das Foto eines küssenden Hasen. Hinter jedem einzelnen Namen steht ein persönliches Schicksal, verbunden mit viel Leid für die Familienangehörigen. (...) Der Projektverantwortliche, mein geschätzter Garstner Kollege Karl Ramsmaier, fragt, ob das sogenannte „Heldentor“ in Zukunft als ein Ort des Friedens und der Menschenrechte gedacht werden könnte? Ich frage mich: Haben wir Steyrer und Steyrerinnen dies nicht schon bisher so wahrgenommen und verstanden? Mussten wir wirklich erst auf einen Hasen warten, der uns zu dieser Erkenntnis wachküsst?
Mag. Ewald Kreuzer OFS, Steyr
Zu „Voraussetzung: Verbale Abrüstung“ in Ausgabe 17 und zur Leserbrief-Diskussion (Ausgaben 18 u. 19):
Der Leserbrief von Dr. Johann Hahn in der Ausgabe Nr. 19 darf nicht unwidersprochen bleiben. Ich halte die vatikanische Argumentation, dass die Kirche „keine Vollmacht hat, Frauen das Weihesakrament zu spenden“, für völlig sinnlos, denn die Kirche bekam und bekommt von niemandem Vollmachten, sondern sie nahm sich und gibt sich sämtliche Vollmachten selbst. Und wie die Geschichte zeigt, war und ist sie in ihren Vollmachten nie zimperlich; siehe die Schandtaten im Namen Gottes im Mittelalter, aber auch z. B. der Entzug von Lehrbefugnissen etc. im 20. Jahrhundert. Wenn die Kirche sagt, dass sie keine Vollmacht für die Priesterweihe von Frauen habe, dann meint sie in Wahrheit: „Wir wollen einfach keine Frauen als Priesterinnen und wir wollen es auch nicht begründen (weil wir es nicht begründen können).“
Lieber Herr Doktor Hahn, wir leben im 21. Jahrhundert und nicht im ersten; und würde Jesus heute leben, hätte er sicher kein Problem mit Frauen im Priesteramt. Und niemand, auch kein Vatikan, kann mir das Gegenteil beweisen.
Wolfgang Ortner, Wels
Ich bin immer wieder überrascht über die Argumentation, die Kirche könne keine Frauen zu Priesterinnen weihen, weil Jesus nur Jünger gehabt habe. Mal abgesehen davon, wie man die diesbezüglichen Bibelstellen betrachtet, woher bezieht die Kirche entlang der Argumentationslinie „biblischer Befund“ überhaupt eine „Vollmacht“, Priester zu weihen? Jesus hat das ja nicht getan, auch seine Jünger nicht. Sie waren allesamt Juden, die ersten, von Jesus selbst gerufenen, waren Fischer, und von Petrus wird berichtet, er wäre verheiratet gewesen. Da heute nur studierte Theologen und zölibatär lebende Männer geweiht werden, kann hier wohl von einer geschichtlichen Entwicklung der Weihekriterien ausgegangen werden.
Maria Haller, Enns
Wenn jemand schon biblische Befunde bemühen will, um nachzuweisen, „dass die Kirche keinerlei Vollmacht habe, das Weihesakrament auch Frauen zu spenden“, dann möge er der Ehrlichkeit halber bitte auch dazusagen, dass der biblische Jesus gar niemanden – auch keinen Mann – zum Priester geweiht hat und dass das, was wir heute als „klerikalen Stand“ bezeichnen, der Kirche in ihren Anfängen völlig fremd war. Vielleicht würde dieser Blick sogar Wege in die Zukunft eröffnen.
Dr. Harald Prinz, Enns
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