KOMMENTAR_
Zum „Wort zum Sonntag“ in Ausgabe 18:
Dem Wort zum Sonntag unter der Überschrift „Sympathie & Selbstverständlichkeit“ kann ich leider nur unsympathisches Exklusivitätsdenken attestieren: Der Autor überträgt – ohnehin etwas gewagt – das Evangelienbild vom guten Hirten Jesus „auf die ‚guten Hirten‘ der Kirche (...): auf unseren Papst, die Bischöfe und die Priester“. Als Pastoralassistent bin ich da offensichtlich genauso wenig mitgemeint wie die vielen Diakone. Vor allem aber: Haben wir nicht auch eine Reihe guter Hirtinnen in unserer Kirche?! Dem Aufruf dieses Kommentars zur Lästigkeit hingegen kann ich durchaus etwas abgewinnen, freilich nicht im Sinn des Autors als Lästigkeit gegenüber Gott, sondern als Lästigkeit gegenüber der Kirchenleitung, damit ein solch exklusives Hirtenbild bald niemandem mehr als selbstverständlich vorkommen kann.
Dr. Harald Prinz, Enns
Sehr geehrter Herr P. Thomas Lackner OFM!
Nicht ,,erschrocken“ bin ich über den Ausdruck „Gott belästigen“, mich irritiert vielmehr der Vergleich „Gott und Eltern“. Ist Gott wirklich gleichzusetzen mit Eltern, die, weil genervt (das weiß ich aus eigener Erfahrung), dem Betteln ihres Kindes nachgeben? Weiß Gott nicht selber, was für uns gut ist? Wo bleibt das Vertrauen in seine Liebe und unendliche Barmherzigkeit? Ich stimme mit Ihnen überein, wenn es darum geht, Menschen zu unterstützen, wenn sie sich für einen geistlichen Beruf entscheiden. Mit Sicherheit werde ich aber nicht um geistliche Berufe, sofern damit Priester und Ordensfrauen gemeint sind, beten, solange von der Kirchenleitung in Rom weder Frauen noch viri probati zum Priesteramt zugelassen werden bzw. solange der Pflichtzölibat nicht abgeschafft wird. Doch auch hier vertraue ich auf Gott. Er wird schon wissen, was für uns gut ist.
Mit freundlichen Grüßen
Brigitte Komar, per E-Mail
Zum Leserbrief von Dechant Gmeiner in Ausgabe 17:
Der Leserbrief von Dechant Hans Gmeiner bestürzt mich sehr. Muslime sollen sich um die Flüchtlinge ihrer eigenen Glaubensgemeinschaft kümmern und uns Christen nicht behelligen, meint er. Er zählt die für ihn in Frage kommenden Staaten (und Städte) auf, allesamt absolutistische Monarchien, weit weg von demokratischen Regierungsformen. Mutet Pfarrer Gmeiner jetzt also Flüchtlingen zu, nach ihrer traumatischen Kriegs- und Fluchterfahrung Aufnahme in Ländern zu bekommen, die sich grober Menschenrechtsverletzungen schuldig machen? Über schreckliche Foltermethoden und Hinrichtungen in Saudi-Arabien berichteten erst kürzlich wieder ORF und seriöse Medien. Gilt für uns Christ/innen und auch für Hans Gmeiner nicht vielmehr das Vorbild Jesu, gerade im Umgang mit Ausgegrenzten und Außenseitern? Unzählige Geschichten des Neuen Testaments weisen uns darauf hin, wer unser Nächster ist. Der barmherzige Samariter, selbst ein Ausgegrenzter und Ausgeschlossener, hilft dem Überfallenen, ohne vorher zu überlegen: Ist das jemand aus meinem Stamm, mit meiner Religion? Jesus mutet uns zu, von diesem Menschen Barmherzigkeit zu lernen: Dann geh und handle genauso!
Mag. Gudrun Achleitner, Wels
Nein, ich gehöre nicht zu den Priestern, die in Zeiten der Krise oder danach verkündigen werden, die Pandemie sei Zeichen der Strafe Gottes. Ich bin aber auch überzeugt, es täte allen gut, die in der Verkündigung tätig sind, die Zeit dieser Ausnahmesituation zu nützen, ihr Sprechen von Gott zu reinigen (...) vom „wein-seligen“ Glauben: „Wir kommen alle, alle in den Himmel, weil wir so brav sind.“ Bei der großen Maßnahmen- und Regelflut zur Umsetzung der Leitlinien zum Start der Feier der Gottesdienste, die die katholischen Pfarren zur Zeit erreichen, wäre es wohl wichtig, ein Gedicht von Reinhold Schneider jetzt auch an unsere Dom- und Kirchentüren zu hängen. Das Gedicht „Allein den Betern kann es noch gelingen“ (...) bekommt überraschende Aktualität. Schneider verfasste das Sonett 1936 und im Zweiten Weltkrieg (...) haben seine Worte vielen Menschen Trost gespendet: In der 3. Strophe heißt es:
„Jetzt ist die Zeit, da sich das Heil verbirgt. (aber nicht „Strafe Gottes“!) / Und Menschenhochmut auf dem Markte feiert. (Menschenhochmut ist offensichtlich virusresistent) / Indes im Dom die Beter sich verhüllen.“ Wie aktuell!
Herbert Reisinger, Langenhart (NÖ)
Zu „Ein hoffnungsvoller Anfang Mitte Mai“ und „Erste Schritte der Öffnung“ in Ausgabe 18:
Die allmähliche Rückkehr zur Normalität gibt nach den Erfahrungen der vergangenen Wochen Grund zur Hoffnung. Auch Gottesdienste können unter besonderen Bedingungen gefeiert werden. „Freilich muss man erst schauen, wie im Konkreten die Vorgaben umgesetzt werden können, die vor allem die Gottesdienste regeln“, schreibt Bischof Manfred. Konkret für unsere Pfarre: 80 Gottesdienstbesucher/innen im Abstand von 2 Metern, Ordnerdienste am Eingang, Mund- und Nasenschutz muss getragen werden, gemeinsames Singen aufgrund der Durchfeuchtung des Mundschutzes nicht vorgesehen, Teilen der Kommunion nicht möglich. Kann unter derartig besonderen Bedingungen Gottesdienst überhaupt gefeiert werden? Zumindest wird sich ein sonderbares Bild ergeben. In den Worten des Magdeburger Bischofs Gerhard Feige spiegeln sich meine eigenen Gedanken: „Glaubt jemand wirklich, dass solche sterilen Gottesdienste das Herz erheben und die Seele trösten können oder Kinder und Jugendliche nur im Geringsten ansprechen? Wenn wir als Kirche selbst jetzt auch noch eine große Zahl von Gläubigen aus unseren Gottesdiensten ausschließen und mit nur wenigen so sonderbar Liturgie feiern, braucht man sich nicht zu wundern, wenn wir allmählich in Gefahr geraten, zu versekten.“ Alles hat seine Zeit. Die Zeit für öffentliche Gottesdienste scheint mir jedenfalls noch nicht gekommen!
Mag. Wolfgang Roth BA, Seelsorger in der Pfarre Freistadt
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