KOMMENTAR_
Zu den Leserbriefen in Ausgabe Nr. 15:
In den Leserbriefen der vorigen Woche wurden die „schrecklichen“ Chats von türkisen Politikern eindrucksvoll als etwas ganz Böses hingestellt. Ja, im Schlechtmachen, im Aufdecken und in der Gier nach Skandalen sind wir Österreicher wahre Weltmeister! Wer möchte bitte, dass seine Chats mit Bekannten einige Jahre später veröffentlicht werden? Dass dort eine „andere Sprache“ gesprochen, pardon – geschrieben, wird als in offiziellen und öffentlichen Mitteilungen liegt auf der Hand. Der wahre Skandal liegt in der Offenlegung von solch privaten Chats, während erwiesene Gesetzesbrecher dem strengen Datenschutz unterliegen. Landauf landab wird nun auf Kurz eingetrommelt, auch in der KirchenZeitung, zumindest was die Auswahl der Leserbriefe betrifft. Mal sehen, wie lange dieser dieses Trommelfeuer an Kritik übersteht. Anschober hat bereits w. o. gegeben und ist durch diese Entscheidung quasi zum Märtyrer hochstilisiert worden.
Karl Aichhorn, Mauthausen
In der KirchenZeitung werden Leserbriefe nicht nach politischen Prinzipien ausgewählt, sondern so, dass sie möglichst genau das Spektrum aller zu einem Thema eingelangten Leserbriefe repräsentieren.
Die Redaktion
Es war in der zweiten Hälfte der 70er Jahre, da nahm ich das Buch „Christ sein“ zur Hand, weil so viel öffentliches Aufsehen darum gemacht wurde. Es war das erste theologische Buch, das ich als Jugendlicher auch tatsächlich gelesen habe. Gelesen? Nein, ich habe es verschlungen. Und ohne diese Lektüre wäre ich vermutlich nie auf die Idee gekommen, Theologie zu studieren – und darin glücklich zu werden. Hans Küng war für mich nicht so sehr der Kirchenrebell, er war ein ganz vorzüglicher Glaubensbuchstabierer; einer, der das Gestern so ins Heute übersetzen konnte, dass es auch für Morgen noch tragfähig bleibt. Und wer wirklich jene Weite erahnen will, die einzig der Glaube schenken kann, der lese Küngs detailreiche Monographien über das Judentum, das Christentum und den Islam; die insgesamt rund 2800 Seiten sind es wahrlich wert! (...) Dass ein gründlicher Denker wie Hans Küng, mit der Bibel in der Hand, Missstände in der Kirche anprangern müsste, lag auf der Hand. Der biblische Gott ist eben ein Liebhaber und kein Machthaber mit dem sich kirchliche Macht so einfach legitimieren ließe (Stichwort: „Bei euch aber soll es anders sein!“). Und dass in vielen Bereichen, wie etwa in der Frauenfrage, Unrecht geschah und immer noch geschieht, sehen alle, die hinschauen wollen. (...)
Mag. Franz Küllinger, Pfarrassistent Wartberg ob der Aist
Laut dem Generalsekretär der Bischofskonferenz, Peter Schipka, ist das Vertrauen zwischen Kirchenspitze und Regierung erschüttert, und zwar durch den saloppen Umgangston in einem Chat. Ist dieses „Problemchen“ überhaupt der Rede wert? Hat die katholische Kirche nicht ganz andere, ungleich größere Probleme? Das Vertrauen sehr vieler Katholiken, auch meines, in die Kirche ist enorm erschüttert durch die große Anzahl der in den letzten Jahren bekannt gewordenen (und lange Zeit vertuschten) Missbrauchsfälle von Kindern, Jugendlichen und sogar Nonnen. Nicht zu vergessen die Finanzskandale und die Weigerung, Frauen endlich gleichberechtigten Zugang zu Kirchenämtern zu ermöglichen. Die große Anzahl von Kirchenaustritten spricht eine deutliche Sprache. Das sind die Probleme, mit denen sich die Kirchenspitze endlich beschäftigen sollte.
Gertrude Wittenberger, Wien
(...) Vor etwa drei Wochen haben die Initiatorinnen von Maria 2.0 das Handtuch geworfen und sind aus der Kirche ausgetreten. Weil das bei (zu)vielen Vertretern der Amtskirche wahrscheinlich Genugtuung oder große Erleichterung auslöst, möchte ich eine Stimme derer sein, bei denen es Beklemmungen auslöst: Man fragt sich, ob der katholischen Amtskirche bewusst ist, welche Signale sie in der Frauenfrage aussendet. Sie signalisiert nämlich auch kirchenfernen Männern mit Dominanzansprüchen im beruflichen wie im privaten Umfeld: nicht einmal vor dem Gott der Christenheit sind Frauen gleich an Wert und Würde. (...)
Veronika Lederhilger, Pettenbach
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