KOMMENTAR_
Zur KirchenZeitungs-Ausgabe Nr. 9:
Nach der Lektüre des Artikels über Fr. Irmgard Lehner „Es ist höchste Zeit“ fühle ich mich genötigt, mich dazu schmerzbetroffen zu äußern. Ich will vorausschicken, dass ich weder gegen Fr. Lehner noch gegen ihren Wunsch nach der Ordination von Frauen irgendein Ressentiment hege. Im Gegenteil: Selber als katholischer Priester und Lizenzierter im Fach Ius Canonicum betone ich seit über 35 Jahren, dass ich es für notwendig hielte, zuerst die Einführung der Ordination von Frauen umzusetzen und dann erst die Zölibatsfrage einer vernünftigen und zeitgemäßen Lösung zuzuführen. (…) Trotzdem übe ich heftige Kritik an dem Artikel und zwar an der katholischerseits unhaltbaren Aussage, dass Frau Lehner in ihrer gegenwärtigen Tätigkeit „in persona Christi“ handle. Dieser Terminus hat zunächst gar nichts mit dem Geschlecht zu tun! Es ist dies eine Aussage, die den geweihten Amtsträger bei der Feier der Eucharistie und beim Bußsakrament davor schützen und bewahren soll, selber als Glied der Kirche „überhöht“ und auf eine „höhere Stufe gestellt“ zu werden. Es ist Christus selber, der Wandlung und Vergebung schenkt. (…) Unser alltägliches, christliches Tun (…) darf sich im besten Fall als „Jünger/innenschaft“ in dem Sinne bezeichnen, dass wir als berufene (durch die Taufe) oder als erwählte Kirchenglieder (in der Ausübung eines Amtes) handeln; nicht aber in dem Sinne, dass wir „an Christi statt / in persona Christi“ handeln. – Damit wird nur jener Akt bezeichnet, den ein Mensch ausführt, der aber tatsächlich von Christus selber gewirkt und vollbracht wird. (…) Und wie ich oben betont habe, wäre es mir ein großes Anliegen, erleben zu dürfen, dass auch Frauen „in persona Christi“ handeln können.
Lic. (iur.can.) Johannes Kritzinger, Rohr im Kremstal
Der Geduldsfaden ist bereits hauchdünn!! Dass er nicht reißt, liegt am Evangelium selbst, dem sich viele Frauen verpflichtet fühlen. Der Glaubensfaden ist zum Glück stark genug, dass wir es immer noch aushalten, in einer patriarchalisch geführten Institution mitzuarbeiten. Dass die Glaubensvermittlung zu einem großen Teil in Frauenhänden liegt, ist wahrscheinlich den spezifisch weiblichen und gottgegebenen Talenten und Fähigkeiten geschuldet. Dass aber die kirchlichen Entscheidungen beinahe ausschließlich in männlichen Hierarchiestrukturen getroffen werden, ist eine Tatsache, die für viele nicht mehr lange hinzunehmen ist (...). Es gibt keine schlüssigen Argumente, die eine Weihe von Frauen unmöglich machen. Im Gegenteil: Auf dem letzten und schwersten Weg Jesu waren die Frauen dabei. Sie haben ihn bis zur Todesstunde begleitet und hätten ihm die letzte Ehre durch eine würdige Salbung zuteil werden lassen. Stattdessen durften sie die ersten Zeuginnen der Auferstehung werden. Das kann nicht einmal die männlich geprägte Erzählweise der Bibel wegretuschieren. Maria Magdalena als Apostelin der Apostel (...) ist eine klare Ansage für die Zukunft der Kirche, in der die Frauen gleichberechtigt sein müssen, wenn die katholische Kirche als Institution in der heutigen Zeit glaubwürdig sein und bleiben möchte.
Charlotte Brandstetter, Kematen am Innbach
(...) Wann werden die verantwortlichen Männer hier endlich aktiv, denn dass sich was ändern muss, das liegt doch auf der Hand. Aber hier gehört viel Mut und Kraft dazu, dafür zu kämpfen. Im Zukunftsweg der Diözese gibt es, soviel ich weiß, hier auch keine Initiativen, damit Frauen endlich in der Seelsorge auch höhere Aufgaben übernehmen dürfen bzw. können. Wenn dieses Thema ein Schwerpunkt des Zukunftweges wäre, dann wäre dieser auch richtig sinnvoll.
Peter Inzinger, Pfarrgemeinderatsobmann von Maria Scharten
Zu Leserbriefen in den Ausgaben 9 und 10 über die Vaterunser-Bitte „Und führe uns nicht in Versuchung“:
(...) Ohne etwas (im Vaterunser, Anm.) umschreiben zu wollen möchte ich doch auf Jak 1,13 hinweisen. „Keiner, der in Versuchung gerät, soll sagen: Ich werde von Gott in Versuchung geführt. Denn Gott (...) führt auch selbst niemand in Versuchung.“ „Führe uns in der Versuchung“ wäre eine Variante des Betens, die Verneinung im Lateinischen („et ne nos“) bleibt da aber unberücksichtigt.
Helga Herzog, per E-mail
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