KOMMENTAR_
Zwischen Himmel und Erde gibt es mehr Dinge als wir ahnen. Von Wissen gar nicht zu reden.
Eines meiner Interessengebiete ist die Geschichte meiner Heimatpfarre Rottenmann im Bezirk Liezen. Hier war von 1455 bis 1785 ein Stift der Augustinerchorherren. Die große gotische Nikolauskirche mit dem zweithöchsten Kirchturm der Steiermark wurde von ihnen errichtet.
Zur Zeit der Reformation ging vieles von Rottenmann aus. Der große Protestantenführer war Freiherr Hofmann. Ihm gehörte die Burg Strechau, die zweitgrößte der Steiermark, und nahe der Stadt das Schloss Grünbühel. Die auf Schloss Grünbühel befindliche röm.-kath. Kapelle wurde von ihm entfernt. Sie geriet in Vergessenheit.
Im Zuge meiner historischen Forschungen erfuhr ich, dass im Juni 1513 nicht nur die große Nikolauskirche geweiht wurde, sondern zugleich auch die Schlosskapelle in Grünbühel mit einem Altar zu Ehren der Heiligen Andreas und Stephanus. Als ich dies erfuhr, teilte ich es sofort dem jetzigen Besitzer von Grünbühel schriftlich mit.
Dieser rief mich daraufhin an und sagte: „Wir wussten nichts von dieser Kapelle, natürlich auch nichts von diesem Altar und schon gar nicht, wem dieser geweiht wurde. Und was glauben Sie, wie unsere beiden Söhne getauft wurden? Andreas und Stefan. Ein Zufall?“ Dazu meine Antwort: „Es gibt zwischen Himmel und Erde mehr Dinge als wir ahnen. Vieles ist uns von oben zugefallen. So gesehen doch ein Zufall.“
Ernst Hausner, Vasoldsberg
Zu den Berichten um den Antimissbrauchs- und Kinderschutzgipfel im Vatikan
Eine 50-jährige Frau berichtete den Kirchenoberen ausführlich, wie ein Priester sie als Kind über fünf Jahre hinweg vergewaltigte und zu drei Abtreibungen zwang. Ganz zu schweigen von den unzähligen anderen Vorfällen. Und bei den kirchenoberen Männern sollte beim Gipfel unter anderem „gemeinsame existenzielle Betroffenheit“ geweckt werden. Reichlich spät!
Wo bleiben das Schuldbekenntnis, die Reue, die Sühne, wie es uns von Kindheit an, Hand in Hand mit der Angst vor Höllenstrafen, eingetrichtert wurde? Wo bleiben die kirchlichen und rechtlichen Konsequenzen für die Verbrechen an den Kinderseelen und den Missbrauch des Amtes?
Und wer gibt den zahllosen verheimlichten Frauen und Kindern der „geistlichen Herren“ ihre Würde zurück? Der Gipfel hat bei den Menschen Zorn und Ratlosigkeit ausgelöst.
Zita Eder, Bad Zell
Ein Feiertag, ein freier Tag, ob kirchlich oder staatlich, ob erkämpft oder gewidmet, war für mich immer ein besinnlicher Tag, ein Wandertag, ein Ruhetag, ein spiritueller Tag. Auf jeden Fall immer ein Tag des Ausgleichs zum Beruf, zur Erholung und für das Familiäre. Ich dachte eigentlich, dass diese Feiertage auch dem Tourismus, dem Fremdenverkehr, der Wirtschaft nützten. Wie war ich naiv! Heute höre und lese ich, dass jeder Feiertag die Wirtschaft in den Abgrund stürzt. (...)
Es geht nur mehr um Zaster, um Moneten, um Gewinn und Haben, um Geiz und Gier! Gute Nacht, Feiertage, es gibt nichts mehr zu feiern, zu relaxen, zu wandern, zu genießen. Ich glaube, es kommt früher der Zahltag, als wir glauben wollen. Ein richtiger Karfreitag – es wird niemand etwas weggenommen?
Robert Klausberger, Katsdorf
Am 21. Februar berichtete die KirchenZeitung, der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Peter Schipka, poche auf eine Lösung, „bei der niemand verliert“. Eine „Abschaffung von Feiertagen“ stehe aus Sicht der katholischen Kirche „nicht zur Diskussion“. Am 26. Februar begrüßte Schipka die Regelung der Regierung, die beiden Kriterien nicht entspricht (!), als „Zeichen einer religionsfreundlichen Politik gerade im Blick auf Minderheiten“. Diese Volte wirkt unverständlich, und ich gebe zu bedenken, dass früher oder später – gerade in Anbetracht sinkender Katholikenzahlen – mit analogen Argumenten wie in dieser Causa auch katholische Feiertage hinterfragt werden könnten.
MMag. Rüdiger Pracher, Ottensheim
Wer an den Hängen des Vulkans Ätna hinauffährt, sieht Berge erkalteter Lava, die man vor etwa zehn Jahren durch Sprengungen in unbewohntes Gebiet umgeleitet hat. Ein Dorf wurde dadurch verschont, das sonst unter Glut und Asche verschüttet worden wäre. In früheren Jahrhunderten konnte man nur beten und symbolische Handlungen setzen. Die Bevölkerung von Catania hielt den Schleier der heiligen Agathe dem heißen Strom entgegen – und die Lava kam zum Stillstand. So die Legende, die auch weiß, dass sich diese heilige Jungfrau einer heidnischen Ehe widersetzt, das Abschneiden ihrer Brüste überlebt und erst auf der Glut ihren Tod gefunden hat. Darum gehorchte ihr der Vulkan und sie rettete eine ganze Stadt. 500 Jahre war die Einsiedlerin Rosalia schon tot, als man in Palermo ihre Gebeine fand, ausgrub und durch die Stadt trug. Daraufhin soll die Pest aufgehört haben, die schon große Teile der Stadt ausgerottet hatte.
Wie Säulen antiker Tempel in den Kirchenbauten überlebt haben, so auch die Spuren alter Göttinnen über Leben und Tod in den Geschichten machtvoller, von Männern unabhängiger heiliger Frauen. Vielleicht kommt bald die Zeit, dass solche Frauen, die auch heute tragende Säulen sind, im Bauwerk der Kirche sichtbar gemacht werden – nicht erst nach 500 Jahren und nicht nur in Sizilien.
Maria Prieler-Woldan, Linz
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