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Trotz aller Bemühungen, für einen Deutschsprachigen bleibt der Ort unaussprechlich: Zaleszczyki. Aber der Autorin Sandberg-Mesner gelingt es auf eindrückliche Weise, ihre polnische Heimatstadt den Leser/innen nahe zu bringen – vor allem die Menschen, die das Städtchen an der rumänischen Grenze bevölkerten. Juden, Katholiken, Unierte, Orthodoxe und Evangelische lebten nachbarschaftlich zusammen – bis das nationalsozialistische Deutschland Polen überfiel. Von einem Tag auf den anderen gingen vertraute Menschen auf Distanz zur jüdischen Familie Sandberg, wurden Gewissheiten ungewiss und nahmen sich Fremde ihrer an. Mila Sandberg ging in die Oberstufe des Gymnasiums, als der Alltag zum Kampf ums nackte Überleben wurde. Sie erzählt aus der Perspektive einer Jugendlichen, für die auch die Sehnsucht nach Freundschaft schwer wog, nicht bloß eine drohende Razzia und das tägliche Sterben im Ghetto. Das gehört zum besonderen Reiz der Lektüre des Buches. Zu den Menschen, die die Autorin in Erinnerung behalten hat, zählt ein katholischer Priester, der Geburts- und Taufurkunden gefälscht und so unzähligen Juden das Leben gerettet hat. Er selbst wurde Opfer der SS, Sandberg hat ihm aber ein würdiges literarisches Denkmal gesetzt.
Licht in finsterer Nacht. Erinnerungen, Mila Sandberg-Mesner, Edition Tandem 2018, 217 Seiten, € 18,50.
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