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Eigentumswohnungen, Baugrundstücke, Geschäftsräume und Wohnungsmieten sind im vergangenen Jahr empfindlich teurer geworden. Die Gründe dafür sieht die Wirtschaftskammer Oberösterreich bei den niedrigen Zinsen, der boomenden Wirtschaft und dem knapper bemessenen Bauland. Das belastet nicht nur das Budget von Gutverdiener/innen. Alleinerziehende, kinderreiche Familien, Zuwandernde und Menschen mit geringer Ausbildung seien besonders von hohen Mieten und drohendem Wohnungsverlust betroffen, sagt Stefan Hindinger von der Wohnungslosenhilfe Mosaik in Vöcklabruck: „Die Zahl der Menschen, die unser Angebot der Delogierungsprävention in Anspruch nehmen, erhöht sich mit jedem Jahr.“ Damit will sich Stefan Hindinger nicht abfinden. Gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAWO) ist er überzeugt, dass „Wohnen für alle“ möglich sei, wenn konkrete Maßnahmen umgesetzt würden.
Gemeinden in Oberösterreich könnten zum Beispiel einen Teil des Grünlandes, das in Bauland umgewandelt wird, für den sozialen Wohnbau widmen. In Südtirol und manchen Bundesländern in Deutschland muss das bereits umgesetzt werden. In den Gemeinden könnten die Anzahl und die Standorte von leer stehenden Wohnungen erfasst werden. Das Mietrecht sollte dringend überarbeitet werden, doch das schleppt sich auf Bundesebene schon seit Jahren hin. „Und das Land Oberösterreich geht mit der Wohnbauförderung leider gerade in die entgegengesetzte Richtung“, sagt Stefan Hindinger – nämlich in Richtung Eigentum. Das können sich viele nicht leisten. Von den 4.200 Wohneinheiten, die 2017 gebaut wurden, sind nur 1.500 Mietwohnungen. Außerdem ist die Wohnbeihilfe für Zugewanderte oder Alleinerziehende nicht oder nur eingeschränkt zugänglich. „Dadurch wird letztendlich die Armut im Land vergrößert“, sagt Stefan Hindinger.
Im vergangenen Jahr hat das oberösterreichische Netzwerk Wohnungssicherung 2.800 Haushalte mit rund 4.200 Erwachsenen und 2.400 Kindern
beraten, um einer Zwangsräumung vorzubeugen. Das sind um fast 900 Haushalte mehr als vor fünf Jahren. Stefan Hindinger hofft auf eine Wohnpolitik, die auf Menschen mit geringem Einkommen Rücksicht nimmt. Aber er befürchtet, dass die Situation für armutsgefährdete Menschen immer schwieriger wird. «
Zur Sache
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAWO) hat Kriterien erarbeitet, die leistbaren, dauerhaften und inklusiven Wohnraum auszeichnen:
Die fünf materiellen Kriterien werden vor allem von Wohnpolitik, Wohnbauträger/innen und Vermieter/innen beeinflusst. Dazu gehört die Leistbarkeit – nach Abzug der Wohnkosten sollte noch ausreichend Geld zum Leben übrig sein (für Paare rund 1.440 Euro). Die Wohnqualität ist angemessen, wenn die Wohnung weder überbelegt noch gesundheitsbelastend ist. Wohnstabilität ist bei unbefristeten Mietverhältnissen gegeben. Die Mieter/innen können Wohnort und -form selbst bestimmen. Die Zugänglichkeit ist gewährleistet, wenn niedrige Einkommen und besondere Bedürfnisse bei der Wohnungsvergabe berücksichtigt werden.
Die fünf sozialen Kriterien sind in ihrer Umsetzung von Sozialpolitik und sozialen Dienstleister/innen abhängig: Soziale Teilhabe gelingt, wenn Wohnung, Wohnanlage und Nachbarschaft mitgestaltet werden können und Isolation vermieden wird, z. B. weil sich verschiedene soziale Gruppen im öffentlichen Raum aufhalten können. Durch professionelle Unterstützung wie Behindertenhilfe und Pflege können Menschen in der eigenen Wohnung verbleiben. Angebote zur Prävention (Vorbeugung) von Wohnungsverlust sollen ausgebaut werden. Unterstützungsangebote sind frei zugänglich und können freiwillig genützt werden, ohne dass sie an Förderungen gekoppelt sind. Der Diskriminierung und Stigmatisierung von unterschiedlichen Lebens- und Wohnformen ist aktiv entgegenzutreten.
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