Die Welt sei unter den Griff der ökonomischen Gier geraten, meint Renata Schmidtkunz. Das Pluralistische, das Soziale, das Menschliche in der Gesellschaft werde unter diesem Vorrang der ökonomischen Gier gezielt angegriffen.
Für den Menschen, der in dieser Logik lebt, wird Konsum zum „einzigen Zeichen von Lebendigkeit“. Der Mensch wird zur Nebenfigur. Menschlichkeit, Güte, Barmherzigkeit, auch Liebe und Verantwortung zählen nichts mehr.
Ein wichtiger Begriff im Buch ist die angebliche Alternativlosigkeit. Es gebe keine taugliche Alternative zu den derzeitigen politisch-wirtschaftlichen Prozessen. Mit dieser Behauptung werde versucht, Machtverhältnisse abzusichern. „An die Stelle Gottes ist die Logik der Finanzmärkte getreten. Sie verlangen Gehorsam von uns“, formuliert Schmidtkunz. Und fügt hinzu: „Wenn das Leben sich nicht mehr an der Grenze zwischen Verfügbarkeit und Unverfügbarkeit abspielt, dann fehlt der höhere Sinn des weltlichen, menschlichen Tuns, dann bleibt alles am Boden, erhebt sich nichts mehr in befreiende Höhen.“
Transzendenz. Diesen fast aus der Mode gekommenen Begriff bringt die evangelische Theologin ins Spiel, wenn es um den Weg heraus aus dieser engen Sackgasse geht. Die zentrale These ihres Buches formuliert sie knapp: „(...) dass uns Transzendenz in einer ihr feindlichen, von kapitalistischem Effizienzdenken geprägten Gesellschaftsordnung abhanden gekommen ist und dass wir wieder mehr davon brauchen, um frei und selbstbestimmt ein gutes Leben führen zu können.“
Renata Schidtkunz gibt sich in ihrem Buch nicht mit bloßer Kritik zufrieden. Sie lenkt das Augenmerk auf Begriffe, die für sie mit dem Heiligen zu tun haben: Gemeinschaft von Menschen, Solidarität, gute Gespräche, seelische und körperliche Berührung, Warmherzigkeit, Mitgefühl, aber auch das Schöne und Gute. Es ist das „Unverfügbare“.
Wenn die Autorin von Gott spricht, dann spricht sie nicht von einem, „der auf Lohn im Jenseits hoffen lässt“, sondern einem, „der nach Alternativen Ausschau halten lässt“. „Gott ist der Kreis, den Menschen bilden“, schreibt sie. Tochter Lena Marie Antonie hat es als Kind in einem Bild genau so gemalt.
Gegen angebliche Alternativlosigkeit ermutigt Schmidtkunz: „Wir müssen nicht glauben, die Welt geht unter.“ Transzendenz ließe mit Überraschungen rechnen. „In einer von Transzendenz befreiten Welt setzt sich die Gier gegen die Sehnsucht durch“, meint sie.
Das Buch versucht, die Sache umzudrehen. Für Utopien und Ideale lohne es, sich einzusetzen, Fantasie und Bildung – und eben die Sehnsucht – könnten „die Dunkelheit des neuen Mittealters“ durchbrechen. Etwa so: „Wir müssen damit anfangen, uns selbst als Wesen wahrzunehmen, die eine Befähigung zur Transzendenz haben.“ Und das bedeute: „Denken statt nachplappern.“
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