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Die USA orderten 100 Millionen Dosen Impfstoff, die EU-Kommission handelte einen Liefervertrag mit dem Unternehmen Biontech/Pfizer aus, und auch Japan und Australien haben sich schon einen Anteil eines möglichen Impfstoffs gesichert. Auffällig ist, dass sich hauptsächlich einkommensstarke Länder in dieser Liste befinden. „Wir sehen, dass die Länder des Globalen Südens wieder eimal ganz hinten oder gar nicht in der Warteschlange um einen Corona-Impfstoff stehen“, sagt Marcus Bachmann von Ärzte ohne Grenzen Österreich. Die Nothilfeorganisation fordert daher von den Regierungen die Offenlegung von (Vor-)Verträgen für die Beschaffung der Impfstoffe und volle Transparenz von Kosten und Daten, um einen weltweit gerechten Zugang zu gewährleisten.
Mehr als zwölf Milliarden US-Dollar (zehn Milliarden Euro) flossen bisher in Erforschung, Entwicklung und Herstellung sechs potenzieller Corona-Impfstoffe. Da ein großer Teil der Erzeugung in Europa stattfinde, müsse sich die hiesige Bevölkerung keine Sorgen machen, ist Clemens Martin Auer, Sonderbeauftragter im Gesundheitsministerium, überzeugt: „Für Europäer/innen wird es keinen Mangel an Zugang zum Impfstoff geben. Ich rechne damit, dass es rund um Weihnachten die ersten Marktzulassungen geben wird und wir zu Jahresbeginn in Europa und Österreich anfangen können, zu impfen.“ Bachmann dagegen äußert die Befürchtung, dass der jeweilige Impfstoff weniger im Sinne der Pandemiebekämpfung eingesetzt werde, sondern mehr den politischen und wirtschaftlichen Interessen der reicheren Länder folge. „Menschen im Globalen Süden, selbst in Ländern mit sehr hoher Sterblichkeit und Inzidenz, werden einen wesentlich eingeschränkteren Zugang zu Corona-Impfstoffen haben.“ Bei verschiedenen anderen Krankheiten sei die Situation ähnlich gewesen: „HIV-Medikamente etwa waren auch nur in reicheren Ländern zugänglich, für arme Länder waren sie zu teuer. Deshalb muss die WHO Druck auf die Pharmafirmen ausüben, um einen gleichberechtigten Zugang zu ermöglichen.“
Auch Ärzte ohne Grenzen wolle als Wortführer agieren, denn anders als Europa oder die USA hätten die Entwicklungs- und Schwellenländer keine gemeinsame Stimme, mit der sie sich global behaupten könnten.
Vor welchen Herausforderungen diese Länder stehen, weiß Arzt und Einsatzleiter Bernhard Kerschberger, derzeit für
Ärzte ohne Grenzen in Eswatini (ehem. Swasiland) aktiv: „Eswatini ist ein kleines Land mit großteils ländlicher Bevölkerung, das seit vielen Jahren einen Kampf gegen zwei andere Viren führt: HIV und Tuberkulose. 70 Prozent der Menschen sind mit beidem infiziert, im März kam dann noch Corona dazu.“ Derzeit gebe es rund 6.000 Fälle in Eswatini, bei einer Einwohnerzahl von 1,2 Millionen. Die Vorbereitung auf die zweite Welle laufe bereits. Das Gesundheitsministerium erhöhe die Kapazitäten für Tests, es werde verstärkt auf präventive Maßnahmen hingewiesen und dazu aufgefordert, soziale Kontakte möglichst zu vermeiden. Ärzte ohne Grenzen habe ein mobiles Einsatzteam vor Ort. „Die Hoffnung ist, dass die zweite Welle nicht so groß sein wird wie die erste, weil die Behandlungskapazitäten sehr gering sind“, sagt Kerschberger. Es gebe wenig Intensivbetten, der Zugang zur Gesundheitsversorgung sei generell schlecht. „Deshalb wäre ein Impfstoff wichtig“, betont Kerschberger.
Dass Impfstoffe weltweit zu vertretbaren Preisen zur Verfügung gestellt werden sollen, mahnen auch die heimischen Bischöfe in einer Erklärung zum Abschluss der herbstlichen Bischofskonferenz-Vollversammlung ein. Nationale Egoismen oder wirtschaftliche Interessen sollen dabei eine untergeordnete Rolle spielen. Die Bereitschaft zur eigenen Impfung sehen die Bischöfe darüber hinaus als Ausdruck christlicher Verantwortung, die sich in Eigenverantwortlichkeit, Rücksicht und Solidariät zeige.«
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