Der Begegnungsort „Urbi&Orbi“ in der Linzer Innenstadt lud vor Kurzem zu einem Gesprächsabend der besonderen Art: Csaba Mocsel erzählte mithilfe einer Dolmetscherin, wie es ist, Bettler zu sein. Der gebürtige Ungar lebt den Großteil des Jahres in Linz. Schlafen kann er meist in der Wohnung einer Bekannten. Zum Betteln geht er zu seinem Stammplatz in der Innenstadt. Die Leute schätzten es, dass er nicht aktiv bettle und dass er das Geld nicht für Alkohol ausgebe, sagt Csaba Mocsel, und es ist ihm anzusehen, dass ihm das wichtig ist. Genauso wichtig wie eine gepflegte Erscheinung. Die Schule hat er nur fünf Jahre lang besucht. Dann musste er zum Familieneinkommen beitragen. Ohne abgeschlossene Ausbildung ist die Arbeitssuche nicht leicht, weder in Ungarn noch in Österreich. „Betteln muss ich, weil ich keine andere Möglichkeit habe“, sagt Csaba Mocsel und betont, dass er nicht gegen Gesetze verstoßen möchte. Doch obwohl an seinem Stammplatz kein Bettelverbot besteht, muss er immer wieder eine Geldstrafe zahlen.
„Wir haben großes Verständnis dafür, dass es Regeln für Betteln im öffentlichen Raum, auch in Kirchen, gibt“, sagt Markus Pühringer, Sprecher der „Bettellobby OÖ“. Werden diese Regeln missachtet, empfiehlt er Betroffenen, sich Unterstützung von sozialen Organisationen zu holen, die im Bereich Obdachlosigkeit und Armutsmigration tätig sind. Wer sich vom Betteln belästigt fühle, müsse das nicht aushalten. Aber es sei eine christliche Verpflichtung, respektvoll mit den Bettelnden umzugehen, so Markus Pühringer. „Das Thema fordert uns heraus. Es weist uns darauf hin, dass vieles in der Welt im Argen liegt.“
Csaba Mocsel hat sich aus einer Not heraus für das Betteln entschieden. Das reizt manche, ihm gegenüber Grenzen zu überschreiten, bis hin zum Anspucken. Sein Selbstwertgefühl leidet darunter. Einen Wunsch habe er, sagt Csaba Mocsel und lächelt. Er würde gerne arbeiten – und eine schöne österreichische Frau heiraten.
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