Wort zum Sonntag
Geistliche sollten nicht für Oppositionelle das Wort ergreifen, Politik sei in Kirchen fehl am Platz. In ihnen sollten die Menschen beten, so wie es immer gewesen sei. Besonders die katholische Kirche hatte sich zuletzt hinter die Menschen gestellt, die gegen eine Fälschung der Präsidentenwahl zugunsten von Lukaschenko und gegen Polizeigewalt demonstrierten. Alle Glaubensgemeinschaften riefen zu Gewaltverzicht und einem nationalen Dialog auf. Die Mehrheit der 9,5 Millionen Belarussen sind orthodoxe Christen, etwa 15 Prozent sind katholisch. Der katholische Minsker Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz kritisierte
in einem Gespräch mit Innenminister Juri Karajew brutale Übergriffe der Sicherheitskräfte gegen Demonstrant/innen. Die katholische Kirche verteidige immer die Schwachen und spreche für jene, denen die Stimme genommen worden sei. Bei den Massenprotesten nach der Präsidentenwahl vom 9. August waren mindestens zwei Demonstranten von Polizisten getötet und zahlreiche verletzt worden. Menschenrechtsaktivisten machen die Behörden für den Tod von mindestens vier Regierungskritikern verantwortlich. Nach Regierungsangaben wurden rund 7.000 Menschen vorübergehend festgenommen. Laut Minsker Bürgerrechtlern werden noch 80 Teilnehmer/innen der Demonstrationen vermisst. Die EU erkennt das offizielle Wahlergebnis, wonach Lukaschenko mit 80 Prozent der Stimmen gewann, nicht an. Erzbischof Gintaras Grusas aus dem benachbarten EU-Land Litauen erinnerte an eine 600 km lange Menschenkette vom 23. August 1989, in der die Balten für ihre Freiheit eintraten.
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