Wort zum Sonntag
Religion hat im Leben der Menschen in Europa recht unterschiedliches Gewicht. Während in Rumänien 95 Prozent davon überzeugt sind, dass es Gott gibt, ist das im Osten Deutschlands nicht einmal jeder Dritte. In Österreich glauben 70 Prozent, dass es einen Gott gibt, Tendenz fallend. Dass der Glaube an Gott abnimmt, verbindet die europäischen Länder unabhängig von der Ausgangslage. „Wir müssen die Verschiebungen ernstnehmen, dürfen sie nicht einfach zur Kenntnis nehmen“, meint die Pastoraltheologin Regina Polak. Es gelte auf zwei Ebenen zu reagieren, auf der praktisch-pastoralen und auf der intellektuellen.
Praktisch-pastoral müssten Kirchen zunächst herausfinden, welche Fragen sich heute überhaupt stellen. Es gehe nicht nur um das Verkünden, sagt Polak. „In einer Zeit, in der so viele Menschen Angst vor der Zukunft haben – allein vor dem nächsten Jahr – und es wenige positive Zukunftsbilder gibt, könnten die Verheißungen der Bibel eine große Rolle spielen.“ Verheißungen seien Versprechen aufgrund einer Beziehung. „Einfach ein Happy End zu versprechen, geht nicht!“ Auf der intellektuellen Ebene stünden große Diskussionen ins Haus. „Wenn zwei Drittel der Leute in Österreich sagen, der Sinn des Lebens liege in sich selbst und das Leben werde von Naturgesetzen bestimmt, dann heißt das, dass wir uns intensiv mit den Naturwissenschaften beschäftigen müssen, um mitreden zu können.“ Besonders wichtig sei für die Kirchen im Blick auf Corona aber auch die „diakonale Frage“. Gerade in der Krise fragten sich viele Menschen, wie sie noch an Gott glauben können. Auch der Pastoraltheologe Paul M. Zulehner empfiehlt den Kirchen eine Hinwendung zu den Pandemieverlierern, zu arbeitslos Gewordenen, Alleinerziehenden, Einsamen, vor dem Ruin stehenden Kleinunternehmern, Flüchtlingen. Dies wäre auch im Sinne des oftmaligen Appells von Papst Franziskus, das innerkirchlich vertraute Terrain in Richtung Ränder und Arme zu verlassen.
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