Wort zum Sonntag
Vor fünf Jahren haben Sie in der Pfarre Steyr-Ennsleite den Pfarrentwicklungsprozess gestartet, bei dem es um die Planung für 2030 geht. Was hat den Ausschlag dafür gegeben?
Angelika Paulitsch: Was zu erwarten ist: Die Zahl der zahlenden Kirchenmitglieder geht noch mehr zurück. Die Pfarrbevölkerung ist im Durchschnitt älter geworden. Wir wollten nicht nur jammern, sondern der Zukunft ins Auge schauen und darauf zugehen.
Wie ist die demografische Entwicklung der Pfarre?
Paulitsch: Als die Pfarre in den 60er Jahren gegründet worden ist, waren es ca. 8.000 Einwohner und ca. 6.000 Katholiken, jetzt sind es 5.500 Einwohner und 2.500 Katholikinnen und Katholiken. Wobei wir uns nicht nur für die „zahlenden Mitglieder“ zuständig sehen.
Das heißt, Sie wollen auch die Ausgetretenen erreichen?
Paulitsch: Es gibt sogar einzelne Menschen, die ausgetreten sind und sich dennoch in der Pfarre engagieren. Mit drei bis sechs Wiedereintritten im Jahr sieht man, es gibt auch einige, die bereit sind, zurückzukommen. Es ist wichtig, auf diese Leute zuzugehen, dafür braucht es auch die nötigen Ressourcen.
Ein Schwerpunkt des pfarrlichen Zukunftsprozesses sind die drei Gebäude: die Kirche, der Pfarrhof, das Pfarrsaalgebäude. Sie planen einen Umbau und sogar eine Verkleinerung?
Paulitsch: Die ganze Anlage ist sanierungsbedürftig. Wenn man eine Generalsanierung macht, muss man irgendwie schauen, dass das auch für nächste Generationen passt. Die Pfarrgemeinde ist in den letzten Jahren kleiner geworden und die Gebäude sind gleich geblieben. Das passt nicht mehr ganz zusammen.
In welche Richtung wird es gehen?
Paulitsch: Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass uns eines der drei Gebäude genügen wird. Aufgrund der Erfordernisse des Denkmalschutzes kann man noch nichts Konkreteres sagen. Es ist die Frage: Was kann man machen, was darf man machen? Möglich ist, dass ein Teil der Gebäude vermietet wird. Wir haben schon überlegt, die Größe des Feierraums in der Kirche flexibler zu gestalten. Von den 500 Sitz- plus 500 Stehplätzen in der Kirche haben wir uns schon verabschiedet. Insgesamt 500 für eine große Feier werden genügen.
Wie werden die Pläne zum Umbau und zur Verkleinerung in der Pfarrgemeinde aufgenommen?
Paulitsch: Ich habe den Eindruck, dass sich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mittlerweile überwiegend darauf freuen, was kommt. Die Leute wissen, dass die Alternative wäre, eine Sanierung bzw. Erhaltung ohne Umbau und Verkleinerung künftig nicht mehr finanzieren zu können. Ein Anstoß zum Pfarrentwicklungsprozess war die Erkenntnis, dass der Großteil unserer Energie in die Erhaltung unserer Gebäude fließt. Das soll einmal anders sein. Wir wollen wieder mehr Zeit für die Leute und die Inhalte von Jesu Botschaft haben.
Der Wandel in der Seelsorge hat Ihre Pfarre längst erreicht. Der Priester Karl Sperker ist neben Ennsleite für vier weitere Pfarren zuständig.
Paulitsch: Wobei in drei der fünf Pfarren Pfarrassistenten angestellt sind, so wie auch hier. De facto leitet jemand anders die Pfarre. Durch die neuen Strukturen in der Diözese wird das klarer benannt werden. Ich finde es spannend, dass die geplante Reform in der Diözese sehr gut in die Entwicklung unserer Pfarre reinpasst.
Sie bezeichnen sich schon jetzt als Pfarrleiterin.
Paulitsch: Ja, das trifft es besser als der Begriff „Pfarrassistentin“. Die Leute haben hier schon umgedacht. Vor knapp zehn Jahren haben die Leute in Steyr- Ennsleite den Mangel betont und gesagt: „Wir haben keinen Pfarrer.“ Jetzt wird der Befund vorwiegend positiv formuliert: „Wir haben eine Pfarrleiterin.“
Sagt eigentlich jemand „Pfarrerin“ zu Ihnen?
Paulitsch: Ja, die Menschen im Altersheim zum Teil. Meine Erfahrung ist, dass die Leute Begriffe überhaupt anders verwenden. Sie differenzieren in ihrem Sprachgebrauch nicht so stark.
Die Diözese setzt künftig noch mehr auf das Ehrenamt. Dieses soll verstärkt Leitungsverantwortung für die Gemeinden bekommen. Was braucht es, damit das gut funktionieren kann?
Paulitsch: Die Mitarbeiter sollen dort Verantwortung übernehmen, wo sie ihre Begabungen haben. Man muss darauf achten, welche Leute da sind und was sie einbringen können.
Wie viel hauptamtliche Seelsorger braucht es dann in Zukunft?
Paulitsch: Ich glaube, dass es nicht viel weniger braucht als jetzt. Die Ehrenamtlichen können nicht alleingelassen werden. Es braucht immer wen, der sie unterstützt, zu dem sie hingehen können. Es braucht jemanden, der bezahlt wird dafür, dass er Zeit hat und die eigene theologische Kompetenz einbringt. Das ist eine Konstante auch für die Zukunft. «
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