Wort zum Sonntag
Schloss Hartheim wirkt friedlich. Das Renaissancegebäude ist umgeben von sattgrünen Wiesen und sich im Wind wiegenden Bäumen. Ein paar Ziegen tummeln sich auf einer eingezäunten Weide. Nichts weist mehr darauf hin, dass hier zwischen 1940 und 1944 etwa 30.000 Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung, psychisch Kranke, KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter/innen ermordet wurden.
„Meine und auch die nächsten Generationen sollten alles tun, damit sich diese schrecklichen Dinge nicht wiederholen“, sagt die 30-jährige Daria aus Russland. Mit ihrer Teilnahme am Sommerlager der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste möchte sie einen Beitrag dazu leisten. Der 19-jährigen Annika aus Deutschland geht es ähnlich: „Ich muss zugeben, dass ich über Euthanasie früher nicht wirklich viel gewusst habe, deshalb bin ich froh, hier mehr darüber zu lernen.“
Zusammen mit 14 anderen Jugendlichen aus Deutschland, Russland und Österreich verbringen die beiden zwei Wochen im Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim. „Die letzten Tage habe ich viel Unkraut gerupft, andere haben Hecken gestutzt oder mit einer Elektrosense das Gras gemäht“, erzählt Annika. Die Gruppe übernimmt verschiedene Arbeiten im und um das Schloß herum sowie Tätigkeiten im Archiv, der Gedenkstätte und der Ausstellung. Auch Ausflüge zu anderen Gedenkorten stehen auf dem Programm, etwa den ehemaligen Konzentrationslagern Mauthausen, Gusen oder Steyr. Außerdem ist eine Stadtführung durch Linz geplant.
Am ersten Tag wurden die Teilnehmer/innen durch die ehemalige Euthanasie-Anstalt geführt. „Wir sind dort langgegangen, wo damals die Menschen in die Gaskammer geführt und getötet wurden“, erzählt Annika. „Es war für mich sehr schwer, da durchzugehen.“ Ihre Großeltern haben ihr vom Leben in jener Zeit viel erzählt, der Großvater, einst Mitglied der Hitlerjugend, hat die Erfahrungen auch in seinen Memoiren niedergeschrieben. Annika ist überzeugt, dass die Geschehnisse nicht vergessen werden dürfen: „Das Thema muss den Leuten so vermittelt werden, dass es ihnen nahegeht“, sagt die angehende Studentin der Theater-, Film- und Medienwissenschaft. Im Sommerlager werde genau das versucht, wie Daria, die in Kaliningrad Germanistik unterrichtet, beschreibt: „Wir hatten einen Workshop, wo wir mit Biografien von Opfern und Tätern gearbeitet haben, das war sehr interessant.“
Florian Schwanninger, Leiter des Lern- und Gedenkortes Schloss Hartheim, freut sich, dass das Sommercamp der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste schon zum zweiten Mal in Hartheim stattfindet: „Im Jahr 1958 wurde die Aktion vom damaligen Richter Lothar Kreyssig ins Leben gerufen, mehr als 60 Jahre später besteht sie noch immer. Ist das nicht großartig?“ «
Wort zum Sonntag
Turmeremitin Birgit Kubik berichtet über ihre Woche in der Türmerstube hoch oben im Mariendom Linz >>
Die KIRCHENZEITUNG bietet vielfältige Angebote für Pfarren:
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>