Wort zum Sonntag
Wenn Sie an 400 Jahre Klosterleben in Schlierbach denken, was geht Ihnen als Abt durch den Kopf?
Abt Nikolaus Thiel: Als erstes fällt mir das Wort Verantwortung ein. Wir möchten mit dem Ererbten gut in der Gegenwart umgehen und es gut in die Zukunft tragen. Das schließt die Menschen mit ein, die für das Stift arbeiten, auch die Bauten, vor allem aber meine ich die Idee, die in einem Stift steckt: Unser Leben als Mönche. Dass wir das tägliche Chorgebet und den Gottesdienst treu pflegen. Das dürfen wir nicht verkommen lassen.
War es früher leichter ein Kloster zu führen?
Abt Nikolaus: Im 19. Jahrhundert hat es nicht einmal mehr ein Abtkreuz im Stift gegeben. Es war schon vieles verkauft, weil alle mit der Aufhebung des Stiftes gerechnet haben. Der Blick in die Geschichte zeigt wohl: Schwierig ist es nicht nur heute. Übrigens wurde Schlierbach dann in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum größten Zisterzienserstift Österreichs.
Was macht heute ein Klosterleben attraktiv?
Abt Nikolaus: Ich kann es nur ganz konkret für Schlierbach sagen: das ist die Verbindung von klösterlichem Gemeinschaftsleben und der Seelsorge in einem überschaubaren Gebiet. Alle unsere Pfarre liegen in der Nähe des Stiftes.
Was erwarten Sie von der Strukturreform der Diözese, die auch die Stiftspfarren betreffen wird?
Abt Nikolaus: Dass Änderungen in der Pfarrseelsorge nötig sind, ist klar, wir warten aber auf die Entscheidungen der Diözese. Derzeit sind alle unsere Stiftspfarren besetzt und zwei Mitbrüder betreuen darüber hinaus noch weitere Diözesanpfarren.
Ein Stift ist immer auch mit der Wirtschaft verflochten. Wie geht es Schlierbach wirtschaftlich?
Abt Nikolaus: Wir sind bei der Wiederbesiedlung wirtschaftlich nur sehr gering ausgestattet worden. So stehen heute viele Gebäude, die zu erhalten sind, wenigen Einnahmen gegenüber. Wirtschaftlich haben wir es nicht leicht, aber wir bemühen uns, verantwortungsvoll zu wirtschaften.
Was bedeutet die Corona-Pandemie für die Wirtschaft des Stiftes?
Abt Nikolaus: Schwierig ist, dass das PANORAMA-Café geschlossen ist und alle Busse ausbleiben. Auch das Bildungszentrum wartet sehr hart darauf, wieder Kurse anbieten zu können. Wir freuen uns, dass Gottesdienste mit der Gemeinde wieder möglich sind. Etwa 60 Personen finden in der Stiftskirche Platz. Auch die Schule beginnt nun im Mai wieder. «
Foto: Ein Blick auf das Stift Schlierbach, das auf eine bewegte Geschichte blickt. Das fest zum 400-Jahr-Jubiläum der Wiederbesiedlung des Klosters, zu dem alle Zisterzienser Österreichs und weitere Ordensleute eingeladen waren, musste wegen der Corona-Pandemie auf 2021 verschoben werden.
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