Wort zum Sonntag
„Ethikunterricht ist ein Mehrwert gegenüber dem jetzt bestehenden schulischen Defizit, und der konfessionelle Religionsunterricht ist demgegenüber ein zusätzlicher Mehrwert, weil er immer schon ethische Fragen behandelt, ohne sich darin zu erschöpfen“, sagt Peter Schipka, Generalsekretär der Bischofskonferenz. Genau so wie Astrid Ebenberger vom Katholischen Familienverband Österreich oder Dekan Johann Pock von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien unterstützt er das Vorhaben: Ab dem Schuljahr 2020/21 soll in allen Oberstufenklassen der Allgemein- und Berufsbildenden Höheren Schulen der Besuch des Ethikunterrichts für jene Schüler/innen verpflichtend werden, die keinen Religionsunterricht besuchen – wie das schon in Schulversuchen seit 1997 der Fall ist. Aufgehalten werden könnte das Projekt freilich durch fehlende Finanzierung oder fehlende Lehrer/innen. Denn der Ethikunterricht kostet und es braucht ausgebildete Pädagogen in ausreichender Zahl dafür.
Der Salzburger Religionspädagoge Anton Bucher begrüßt grundsätzlich die Ankündigung des Bildungsministers sehr: „Das ist genau das, was bei der Evaluation der Schulversuche 1999/2000 herausgekommen ist: zwei gleichberechtigte Fächer. Meine Vision, dass alle Schüler/innen einen Ethikunterricht erhalten, soll aber lebendig bleiben.“ Das Problem am derzeitigen Modell sei nämlich, erläutert der Uni-Professor, dass Ethik als eine Art „Ersatz“ für den Religionsunterricht erscheine. „Ethik ist aber nichts Zweitrangiges. Sie will und kann Religion nicht ersetzen.“ Aus kirchlicher Sicht sei es freilich positiv, dass die Einführung eines verpflichtenden Ethikunterrichts den Besuch des Religionsunterrichts nachweislich stabilisiere. Es gebe aber verschiedene Modelle, sowohl Religions- als auch verpflichtenden Ethikunterricht für alle zu verbinden, sagt Bucher.
Den Vorschlag des Bildungsministers hält auch Franz Asanger, Direktor des Schulamts der Diözese Linz, für sehr gut und unterstützenswert. Wichtig ist ihm dabei, dass es sich um einen qualitätsvollen Ethikunterricht handelt. „Dafür müssen aber Voraussetzungen erfüllt sein“, sagt der Pädagoge. So bereiten ihm interne Signale Sorgen, dass der Ethikunterricht ein Fach mit nur einer Wochenstunde pro Schuljahr werden könnte. Vier Stunden insgesamt in der Oberstufe, das wäre auch für den Ethikunterricht selbst wenig. Religion ist ein (pro Schuljahr) zweistündiges Fach, das nur bei zu geringer Gruppengröße einstündig wird. „Aus demografischen Gründen kommt das in Ballungszentren häufiger vor. Für Österreich insgesamt entstünde dann aber ein Ungleichgewicht zwischen den beiden Fächern“, sagt Asanger. Das hätte vermutlich Auswirkungen auf das Abmeldeverhalten, die Stundenplangestaltung, vielleicht sogar auf die Maturawahl. Eine zweite Voraussetzung für einen guten Ethikunterricht sind solide ausgebildete Lehrer, die mehr als einen Schnellkurs absolvieren.
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