Wort zum Sonntag
Die Amtszeit von Bischof Zauner fiel in die Nachkriegszeit, in die Jahre des Wiederaufbaus und in die Periode eines einzigartigen Wirtschaftsaufschwungs. In den mehr als drei Jahrzehnten seines Wirkens hat er die Diözese entscheidend geprägt. „Bischof Franz Zauner war unermüdlich tätig im Einsatz für das Leben der Kirche und der Diözese“, betont Altbischof Maximilian Aichern. Aichern verweist auf Zauners Pastoralkonzept, das sich auf den Nenner bringen lässt: in jede Pfarre ein Pfarrheim, ein Katholisches Bildungswerk und eine lebendige Katholische Aktion zur Förderung des Laienapostolats, damit „alles in allem die Diözese verchristlicht werde“, so Bischof Zauner. „Die Kluft zwischen Domkirche und Diözese, zwischen Pfarrkirche und Pfarrvolk zu überbrücken, ist die größte Aufgabe der Gegenwart.“ Dazu war auch eine Infrastruktur notwendig, an der Zauner tatkräftig gearbeitet hat: Er schuf 213 neue Pfarrheime durch Neubau, aber auch durch die Nutzung des Raums, der durch die Auflösung der 290 pfarrlichen Landwirtschaften gewonnen wurde. In Zauners Amstzeit wurden 43 Pfarrkirchen und 25 Filialkirchen neu gebaut sowie 28 Kirchen erweitert. Bis Ende der 1960er-Jahre enstanden an die 60 neue Seelsorgestationen als Basis für neue Pfarren. Alles in allem – eine beeindruckende bauliche und auch pastorale Bilanz. Die Diözese Linz zählt heute 487 Pfarren.
Franz Zauner – er stammt aus Grieskirchen – studierte in Rom Philosophie und Theologie, beides schloss er mit dem Doktorat ab. Zauner war 45 Jahre alt, als er 1949 zum Bischofskoadjutor mit dem Recht der Nachfolge von Joseph Cal. Fließer ernannt wurde. Sein bischöfliches Wirken stellte er unter das Leitwort „Omnia Christo – Alles für Christus“. Von 1956 bis 1980 war Zauner Diözesanbischof, nach seinem Rücktritt leitete er noch bis 1982 das Bistum als Apostolischer Administrator. Die zwölf Jahre bis zu seinem Tod lebte er gemeinsam mit seinem Nachfolger, Maximilian Aichern, im Bischofshof.
Unzählige Erinnerungen kreisen um den „Bischof mit dem Motorrad“, mit dem Zauner zu Bildungswerkvorträgen fährt und nicht selten auch unangemeldet bei kirchlichen Baustellen oder bei Pfarrern auftaucht. Sein Geschick, selbst schwierige Reparaturen an seiner BMW ausführen zu können, bringt ihm sogar eine wohlwollende Erwähnung im deutschen Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ ein. Rund 443.000 Kilometer soll der Bischof im Laufe der Jahrzehnte mit dem Motorrad zurückgelegt haben. Sein letztes Motorrad kann man heute blitzblank poliert im Lesesaal des Diözesanarchivs bewundern. Auch die „Zaunermühle“ befindet sich im Archiv, ein von ihm motorisierter Abzugsapparat, mit dem er in der Zeit des Nationalsozialismus im Geheimen liturgische Texte und sogar einen Hirtenbrief vervielfältigte – insgesamt verarbeitete er in jenen Jahren zwei Waggons Papier.
Bischof Zauner war nicht nur als Motorrad-Bischof über die Grenzen Oberösterreichs hinaus bekannt, sondern vor allem wegen seines Einsatzes für die Erneuerung der Liturgie. Beim Konzil wurde Zauner mit der höchsten Stimmenanzahl, die ein Konzilsvater je erreichte, in die vorbereitende Kommission für die Liturgie gewählt. Zu den bis heute die Diözese prägenden Initiativen seiner Amtszeit gehört natürlich die Diözesansynode von 1970 bis 1972. «
Wort zum Sonntag
Turmeremitin Birgit Kubik berichtet über ihre Woche in der Türmerstube hoch oben im Mariendom Linz >>
Die KIRCHENZEITUNG bietet vielfältige Angebote für Pfarren:
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>