Die Steyler Missionsschwester lebt und arbeitet in Innsbruck und ist verantwortlich für den Freiwilligendienst „MissionarIn auf Zeit“. sonntag@koopredaktion.at
Sie (die Frevler) tauschen ihre verkehrten Gedanken aus und sagen: [...] Lasst uns dem Gerechten auflauern! Er ist uns unbequem und steht unserem Tun im Weg. Er wirft uns Vergehen gegen das Gesetz vor und beschuldigt uns des Verrats an unserer Erziehung. [...] Wir wollen sehen, ob seine Worte wahr sind, und prüfen, wie es mit ihm ausgeht. Ist der Gerechte wirklich Sohn Gottes, dann nimmt sich Gott seiner an und entreißt ihn der Hand seiner Gegner. Durch Erniedrigung und Folter wollen wir ihn prüfen, um seinen Gleichmut kennenzulernen und seine Widerstandskraft auf die Probe zu stellen. Zu einem ehrlosen Tod wollen wir ihn verurteilen; er behauptet ja, es werde ihm Hilfe gewährt.
Wo nämlich Eifersucht und Streit herrschen, da gibt es Unordnung und böse Taten jeder Art. Doch die Weisheit von oben ist erstens heilig, sodann friedfertig, freundlich, gehorsam, reich an Erbarmen und guten Früchten,
sie ist unparteiisch, sie heuchelt nicht.
Die Frucht der Gerechtigkeit wird in Frieden für die gesät, die Frieden schaffen. Woher kommen Kriege bei euch, woher Streitigkeiten? Etwa nicht von den Leidenschaften, die in euren Gliedern streiten? Ihr begehrt und erhaltet doch nichts. Ihr mordet und seid eifersüchtig und könnt dennoch nichts erreichen. Ihr streitet und führt Krieg. Ihr erhaltet nichts, weil ihr nicht bittet. Ihr bittet und empfangt doch nichts, weil ihr in böser Absicht bittet, um es in euren Leidenschaften zu verschwenden.
Sie gingen von dort weg und zogen durch Galiläa. Er wollte aber nicht, dass jemand davon erfuhr; denn er belehrte seine Jünger und sagte zu ihnen: Der Menschensohn wird in die Hände von Menschen ausgeliefert und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen. Aber sie verstanden das Wort nicht, fürchteten sich jedoch, ihn zu fragen. Sie kamen nach Kafarnaum. Als er dann im Haus war, fragte er sie: Worüber habt ihr auf dem Weg gesprochen? Sie schwiegen, denn sie hatten auf dem Weg miteinander darüber gesprochen, wer der Größte sei. Da setzte er sich, rief die Zwölf und sagte zu ihnen: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein. Und er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen: Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.
„Woher kommen Kriege, woher Streitigkeiten?“ Diese Frage aus dem Jakobusbrief begleitet mich seit einigen Jahren auf sehr persönliche Weise. Grund dafür ist eine Freundin aus der Ukraine, wo aktuell Krieg herrscht, auch wenn das mediale Interesse daran eher verklungen ist.
Konflikte beginnen meist im Kleinen, wie ein bekanntes Sprichwort sagt: Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. Der Verfasser des Jakobusbriefes nennt, um bei diesem Bild zu bleiben, „Eifersucht und Streit“ als Grund für so manchen Grubenbau weltweit. Auch die Apostel scheinen Lust am Grubengraben zu haben. Jesus kündigt ihnen das zweite Mal an, dass er den Tod erleiden wird – und sie haben nichts Besseres zu tun als zu diskutieren, wer wohl der Größte (unter ihnen) sei.
In seiner Antwort wirft Jesus wie gewohnt alle Hierarchien und damals gängigen Vorstellungen über den Haufen. Er erinnert seine Jünger an die Wichtigkeit des Dienens. Jesus selber, von dem seine Anhängerschaft damals so sehr hoffte, dass er „der Erste sein will“, dass er vorangeht und Befreiung bringt, er wird am Ende „der Letzte von allen und der Diener aller“ sein. Durch seinen Tod am Kreuz hat er für uns alle Erlösung gebracht. Damit fordert uns Jesus bis heute auf, alle Gruben des Hasses und Misstrauens zuzuschütten und mit Liebe darauf etwas Neues zu bauen, das unserem Schöpfungsauftrag gerecht wird.
Eine Welt gänzlich ohne Krieg und Leiden wird eine Illusion bleiben. Doch es lohnt sich, die Kleinen und Schwachen wie Kinder oder Menschen mit Behinderung – und mit ihnen Gott selbst – in unsere Mitte zu stellen. So bricht sein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit schon hier und jetzt an. Beten wir gemeinsam dafür.
Das Weltsozialforum ist ein jährliches Treffen von lobalisierungskritiker/innen. Das Motto dieser Bewegung lautet: Eine andere Welt ist möglich! Kann ich daran glauben?
Die Steyler Missionsschwester lebt und arbeitet in Innsbruck und ist verantwortlich für den Freiwilligendienst „MissionarIn auf Zeit“. sonntag@koopredaktion.at