Wo man sich bloß vom äußeren Schein der Oberflächen leiten lässt, wird man bald enttäuscht sein. Leitartikel von Matthäus Fellinger
Ausgabe: 2015/28, Kraft, Leitartikel,
07.07.2015 - Matthäus Fellinger
Äußerlich betrachtet mögen sie gleich aussehen: die billige und die teure Tasche, –Möbel- und Kleidungsstücke, die Qualitätsuhr oder irgendein nachgemachtes Imitat. – Angreifen muss man die Dinge, benutzen, um wirklich feststellen zu können, was sie taugen. Es sind oft die unscheinbaren Details, die den Dingen Dauer geben – ob Sorgfalt auch auf jene Teile verwendet wurde, die das prüfende Auge gar nicht sieht. Vor allem ist es die Art, in der die Dinge verbunden sind: kunstvoll, oder eben nur schlampig verklebt oder verschraubt.
Auf die Verbindungen muss man achten – nicht nur bei Möbeln oder Maschinen, sondern vor allem im Menschlichen. Wo man sich bloß vom äußeren Schein der Oberflächen leiten lässt, wird man bald enttäuscht sein. Schön, aber es hält nicht. Auf den ersten Blick sieht man es nicht. Aber wie gut ist es, wenn man Menschen trifft mit dem Leim der Verlässlichkeit, der nicht bei der ersten Belastungsprobe alles auseinanderfallen lässt, mit Geduld und Humor, mit denen die Erschütterungen alltäglicher Beanspruchung abgefedert werden. Es sind die Bindekräfte, die Halt geben. Menschen sollten es sich wert sein – sie leben als Original – und nicht als Imitat.