Die Auseinandersetzung mit der Kunst unserer Zeit gehört zu den ständigen Forderungen, wenn es darum geht, was alles „die Kirche“ tun sollte. Wie schwer dieser Dialog dann wird, wenn er an der oft zitierten „Basis“ geführt werden soll, haben einmal mehr die Auseinandersetzungen um Hermann Nitsch gezeigt. Einer, der sich zeitlebens für das Miteinander von Kunst und Kirche einsetzt, ist Prof. DDr. Günter Rombold. Jetzt in einem neuen Buch. (Ästhetik und Spiritualität. Verl. Kath. Bibelwerk, S 336.–)Man sollte sich von dem etwas spröden Titel nicht abschrecken lassen. Rombold setzt sich durchaus auch für „Laien“ lesbar mit der spirituellen Dimension der modernen Kunst auseinander. Es gilt zur Kenntnis zu nehmen, daß das Schöne seine dominierende Rolle verloren hat, an dessen Stelle ist das Häßliche, teilweise sogar das Primitive , die Provokation getreten. Aber – so der Autor – Kunst und Religion bleiben aufeinander angewiesen. „Ohne Kunst degeneriert Religion entweder zu einem blutleeren dogmatischen System oder zu einer verkrampften asketischen Moral“, schreibt Rombold. Andererseits braucht die Kunst die Religion, „weil sie sonst an Tiefgang verliert“. Hermann Nitsch, so Rombold in seinem neuen Buch, reduziert das Christentum auf einen Mythos. Dadurch werde es auf eine Stufe mit den blutigen vorchristlichen Opferritualen gestellt. Das sei das eigentliche theologische Problem. Doch „seit dem neuen Testament sind alle blutigen Opfer abgeschafft“. Rombolds leidenschaftliches Plädoyer: „Einerseits darf die einmal gewonnene Freiheit der Kunst nicht verloren gehen, andererseits muß sich die Kunst ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewußt sein.“ Rombold entläßt den Leser/die Leserin mit der Ankündigung: „Wir müssen in der Kunst auf große Überraschungen gefaßt sein.“