Leb en im Rhythmus von Arbeit und Ausspannen als Psychohygiene
Ausgabe: 1998/46, Streß
11.11.1998 - Maria Haunschmidt
„Reif für die Insel – ausgepowert, gestreßt und überlastet – fühlen sich immer mehr Zeitgenossen.Nicht von ungefähr nimmt sich die Kath. Frauenbewegung heuer dieser Thematik mit dem Jahresthema „Brot und Rosen“ an. (Das Motto leitet sich von einem gleichnamigen Lied von Suffragetten um die Jahrhundertwende ab). Es geht sowohl um die Sicht und Wertigkeit von Arbeit, als auch wesentlich um den harmonischen Rhythmus zwischen Arbeit und Entspannung und um die persönliche Prioritätensetzung. Das heurige Jahresthema der Kath. Männerbewegung Österreichs ist bewußt das Thema Arbeit mit allen Facetten – von brennender Aktualität auch deshalb, weil sich Männer fast ausschließlich über Arbeit definieren. Viele können gar nicht mehr richtig abschalten, sodaß oft erst eine Krankheit späte Einsicht erzwingt. Öfter abschaltenDer Gefühlsbereich und die Beziehungsebene bleiben häufig auf der Strecke. Daß auch der Sonntag als Ruhetag angetastet wird, paßt allzugut in das Bild der hektischen Leistungsgesellschaft. „Der Arbeit den richtigen Stellenwert geben und die Kultur des Atemholens pflegen“, ermutigt die Vorsitzende der Kath. Frauenbewegung der Diözese Linz, Margit Hauft, den je eigenen Rhythmus zu finden. Persönlich findet sie Entspannung beim Rätsellösen. Für jede/n ist das „Atemholen der Seele“ etwas anderes. Schon die frische Luft kann Wunder wirken. „Es ist immer wieder erstaunlich: Bereits nach einem kurzen Aufenthalt draußen wirken die Gesichter heller und glücklicher“ so die Erfahrung mit Spazierengehen bei Tagungen. Das Miteinanderreden tut hier ein übriges. Die Masseurin Claudia P. entspannt gern bei einem kurzen Aussteigen aus der Tretmühle durch Baden und Düfte, der Beamte Roland G. durch regelmäßiges Autogenes Training. KMB-Diözesansekretär Sepp Schmid schaltet am besten ab, wenn er „etwas ganz anderes tut“ – in Bauprospekten schmökern und beim Sonntagsstammtisch mit Männern diskutieren, die gänzlich anders leben als er. Abends balgt er am liebsten mit seinem acht Monate alten Sohn herum, was dieser mit Jauchzen und Anstrahlen lohnt. Gebet als SeelenbalsamDie Familienberaterin Dr. Martha Schicho findet beim Lesen von Belletristik und „Einlassen auf die Enkelkinder“ Entspannung. „Das Gebet ist ein Seelenbalsam“ drückt es die Hausfrau Grete P. aus. Sie blättert dazu oft in ihrem Fundus an entsprechenden Büchern, „schaut auch gern den Pflanzen beim Wachsen zu“ oder lädt spontan jemanden ein. Gut ist es in jedem Fall, einmal nicht auf die Uhr schauen zu müssen. Oft hilft schon innehalten, hinsetzen, die Körperhaltung ändern, z. B. die hängenden Schultern anheben und durchatmen. Das stärkt das Selbstbewußtsein und fördert lösungsorientiertes positives Denken.