Ohne Lösung der aktuellen und öffentlich ausgetragenen Konflikte ging vergangene Woche die Bischofskonferenz zu Ende. Für die Weiterarbeit am „Dialog für Österreich“ konnten dennoch Weichen gestellt werden. Eigentlich sollte es bei der außerordentlichen Bischofskonferenz letzte Woche darum gehen, das „wertvolle Kapital“ der Salzburger Delegiertenversammlung „gewinnbringend“ anzulegen. Doch der „Geist von Salzburg“, der gerade darin bestand, Konflikte und Meinungsverschiedenheiten nicht zu verschärfen, sondern sie im respektvollen Aufeinanderhören – wenigstens schrittweise – zu überwinden, war von einem ungewöhnlich scharfen kirchlichen Wintereinbruch zugedeckt worden. Der vor den Toren des Vatikans begonnene Streit unter Bischöfen hat viele verstört. Die Kirchenbeitragsstellen meldeten ansteigende Austrittszahlen, und viele aktive Laien und engagierte Priester äußerten sich tief besorgt über die neuen Risse. Neben dem Streit um den Fünfjahresbericht zum Ad-limina-Besuch löste im innerkirchlichen, aktiven Bereich vor allem die Tatsache Betroffenheit aus, daß Bischof Krenn den „Dialog für Österreich“ und die Ergebnisse der Salzburger Delegiertenversammlung wiederholt in Frage stellte. Er sprach von „schweren Irrtümern“ und „nichtkatholischen Positionen“, die von Leuten, die über keine „theologischen Kenntnisse“ verfügen, abgestimmt worden seien. Tatsache aber ist, daß fast zwei Drittel der Delegierten Priester und hauptamtliche, theologisch durchwegs gebildete Mitarbeiter/innen waren, und daß auch die 111 ehrenamtlichen Delegierten sehr viel pastorales und theologisches Know-how mitbrachten. Daß eine Nacharbeit notwendig sein würde, auch im Hinblick auf eine theologische Vertiefung mancher Fragen, war den Delegierten klar. Auch deshalb traten sie mit großer Mehrheit dafür ein, den Dialogprozeß fortzusetzen.Weitere DialogschritteTrotz der geschilderten Probleme gelang es den Bischöfen vergangene Woche, einige wichtige Weichen für die Fortführung des Dialogs zu stellen. So werden zu einzelnen „pastoralen Problemfeldern“ Projektgruppen eingesetzt. Darin wollen die Bischöfe gemeinsam mit Fachleuten und Mitgliedern der Pastoralkommisson Österreichs die Beratungen zu folgenden Themen fortführen:1. Wiederverheiratete Geschiedene im Kontext von Ehe und Familie heute (Leitung: Bischof Küng);2. Geistliche Berufe in Österreich (Leitung: Weihbischof Schwarz);3. Frau in Kirche und Gesellschaft (Leitung: Bischof Kapellari und Margit Hauft);4. Bischof sein heute (Leitung: Bischof Kothgasser);5. Sonn- u. Feiertage im Kontext der gesellschaftlichen Entwicklung (Leitung: Bischof Aichern);6. Plattform Jugend (Leitung: Bischof Iby).„Jede Projektgruppe“, so heißt es in der Erklärung der Bischofskonferenz, „wird gebeten, unter Einbeziehung größerer Zusammenhänge und unter Berücksichtigung der Lebenskontexte, mit Bedachtnahme kirchlicher Lehraussagen und im Blick auf die Positionen in den Prioritäten der Delegiertenversammlung pastorale Orientierung zu erarbeiten“.Die Bischöfe erinnern auch daran, daß nicht nur die Bischöfe und „Rom“ die Adressaten der Salzburger Empfehlungen sind, sondern daß auch die Verantwortlichen in den Diözesen und Institutionen, die Pfarren und die Katholiken für die Umsetzung Verantwortung haben. In ihrer Erklärung zum „Dialog für Österreich“ weisen die Bischöfe auch darauf hin, daß sie die bei der Delegiertenversammlung vorgebrachten Anliegen beim Ad-limina-Besuch in Rom bei einzelnen Kongregationen und gegenüber dem Papst zur Sprache gebracht haben. „Dabei“, so der Dialog-Verantwortliche, Weihbischof Schwarz, zur Kirchenzeitung, „haben eine ganze Reihe von Bischöfen nicht bloß Bericht erstattet, sondern haben sich energisch hinter Anliegen des Delegiertentages gestellt.“ U. a. wurden die Themen Verantwortete Elternschaft, Wiederverheiratete Geschiedene, Abtreibung und Euthanasie, Laisierungsverfahren, Diakonat der Frau, Viri probati, Mitwirkungsrechte im PGR oder Sonntag und EU-Osterweiterung angesprochen. Erklärungen der Bischöfe zu den KontroversenZum FünfjahresberichtDie österreichischen Bischöfe sprechen dem Sekretariat der Bischofskonferenz ihr volles Vertrauen aus. Das Sekretariat unter Leitung von Msgr. Michael Wilhelm hat bei der Erstellung des Fünfjahresberichtes die entsprechenden Beschlüsse der Bischofskonferenz korrekt ausgeführt.Ein erster Rohentwurf wurde unter Beiziehung von Mitarbeitern erstellt. Dieser Entwurf wurde bei der Frühjahrsvollversammlung 1998 diskutiert und Bischof Kapellari um die Endfertigung ersucht. Auch die Erstellung eines Chronikteiles war in der Vollversammlung der Bischöfe angekündigt worden. Dabei war klar, daß dieser kalendermäßige Anhang nicht eigens allen Bischöfen vorgelegt werden muß (besonders die Chronik hat Bischof Krenn empört, aber auch einige Passagen im Bericht – Causa Groer u. a. –, von denen Krenn sagt, daß er sie so nicht gekannt hat – d. Red.)Erklärung zur SituationWir sind uns des Ernstes der Situation voll bewußt. Die Kürze der Zeit hat es uns heute nicht möglich gemacht, die drängenden anstehenden Probleme in der notwendigen und verantwortbaren Gründlichkeit zu besprechen. Wir werden deshalb in Kürze versuchen, in einem ausführlichen Gespräch noch einmal darauf zurückzukommen. Wir haben vereinbart, bis zu diesem Treffen uns aller Kommentare und Äußerungen zu den strittigen Fragen zu enthalten.