Tourismus spielt eine HauptrolleGastfreundschaft und Gemütlichkeit sind auch für das Pfarrleben wichtig
Ausgabe: 2000/11, Windischgarsten
14.03.2000 - Martin Kranzl-Greinecker
Der Luftkurort Windischgarsten ist eine der bekanntesten Tourismusgemeinden des Landes. Ein pfarrlicher Arbeitskreis widmet sich der Gästebetreuung.
Auf irgend eine Weise leben die meisten Bewohner/innen Windischgarstens vom Toursimus. Wer Fremde beherbergt, tut sich oft schwer, am Pfarrleben teilzunehmen. Umso erfreulicher ist es, dass die einmal jährlich gefeierte Messe für alle im Tourismus tätigen Menschen gut besucht wird. Allen Beherbergungsbetrieben im Ort hat der „Arbeitskreis Fernstehende – Fremde – Zugezogene“ die Hl. Schrift für Gästezimmer angeboten. In vielen Pensionen finden die Gäste ein geistliches Wort für den Tag am Frühstückstisch. Neun Mal im Jahr wird ein eigenes Gästeblatt verfasst.
Pfarrblatt oder Zeitschrift?
Auch das Pfarrblatt wendet sich nicht nur an Einheimische, sondern wird an Gäste ausgeteilt und an 370 Adressen außerhalb der Pfarre, z. B. ehemalige Pfarrmitglieder, versandt. 108 Mal erschien das mit Information und theologischen Artikeln prall gefüllte Blatt in den letzten 22 Jahren. Außerdem wird jährlich ein farbiger Pfarrkalender produziert.
Religiöse Bildung wird in der Pfarre Windischgarsten groß geschrieben. Ein Standbein ist der Schriftenstand in der Kirche im Ausmaß einer religiösen Kleinbuchhandlung. Ein anderes Standbein sind Bildungswerk-Vorträge zu vielfältigen Themen und Glaubenskurse, die Pfarrer Gerhard Maria Wagner leitet (z. B. Altes und Neues Testament, Theresa v. Avila, Hl. Geist, Sonntag …). Reisen und Wallfahrten für unterschiedliche Zielgruppen gehören ebenfalls zum Bildungsangebot. Die heurige Pfarrwallfahrt führt im April auf den Spuren des hl. Paulus nach Griechenland, die Jugend reist im August nach Rom und Assisi. Altenwallfahrten führen im Jahr 2000 nach St. Wolfgang und Michaelbeuern. Seit 1828 führt am Sonntag vor Pfingsten eine Wallfahrt nach Frauenberg in der Steiermark, an der mehrere hundert Pfarrmitglieder teilnehmen.
Gemütlichkeit hat Platz
Aktives Pfarrleben auf festem geistlichem Fundament ist für Pfarrer Wagner ein seelsorgliches Ziel. Neben der Arbeit und dem Gebet in den Runden, Arbeitskreisen und Kursen sowie in den ca. 60 Gebetsgruppen in den Ortschaften soll das menschliche Miteinander nicht zu kurz kommen, so der Pfarrer. Pfarrball und Pfarrfest, Schitag und Wandertag sind dazu ebenso vorgesehen wie der regelmäßige Abschluss von Sitzungen mit einer Jause.
Steckbrief
Patron der Pfarre Windischgarsten ist der hl. Jakobus. Die hier abgebildete Darstellung ist ein Sgraffito von Hans Preiß über dem Pfarrheim-Eingang. Pfarrhof und -heim sind auf einem Hügelgelegen, an dessen Fuß sich im Ortskern die Pfarrkirche befindet. Die frühere, dem Passauer Diözesanpatron St. Valentin geweihte Pfarrkirche (bis 1462), stand in unmittelbarer Nähe zum Pfarrhof.Zur Pfarre Windischgarsten mit 5250 Katholiken gehören neben dem Markt Windischgarsten auch die Gemeinden Edlbach, Roßleithen und Rosenau sowie Teile der Gemeinden Vorderstoder und Spital/Pyhrn. Auf die historische Verbindung mit dem Weltpriesterstift Spital deutet unter anderem die gestürzte Mondsichel hin, die aus dem Spitaler Wappen stammt.
Pfarre ist mehr als der Pfarrer
Auch wenn der Pfarrer für Diskussion sorgt, wankt das Pfarrleben nicht
Pfarrer Gerhard Maria Wagner ist ein über seine Pfarre hinaus bekannter Mann. Die einen nennen ihn konservativ und fundamentalistisch, andere schätzen seine kompromisslose Treue zur Kirche.
Man kann es sehen, wie man will, an einem ist nicht zu rütteln: Pfarrer Wagner schenkt sich nichts. Vom Jungscharlager, das er Jahr für Jahr begleitet, bis zu Jugendwochenenden, Pfarrblattredaktion und Glaubenskursen ist der Pfarrer mit dabei. Und er bringt stets ein, wie das Lehramt der römisch-katholischen Kirche die Dinge sieht, „auch wenn es nicht immer bequem ist, es durchzustehen“, wie er sagt. Die ca. 410 aktiven Mitarbeiter/innen der Pfarre belastet die Konsequenz ihres Pfarrers weniger als manche Gäste von auswärts. Tatsache ist aber auch, dass sich mehrere pfarrliche Mitarbeiter/innen abgewandt haben und dass eine Reihe von Windischgarstenern Gottesdienste in Nachbarpfarren besucht.
Zum zehnten Mal stellte die Pfarre im laufenden Arbeitsjahr das Engagement unter ein eigenes Jahresthema, diesmal lautet es: „Wo Glaube Gemeinschaft wird“. Geistig tragen dieses Thema auch jene ca. 260 Teilnehmer/ innen an der Ewigen Anbetung mit, die nach genauem Plan jeden Tag eine Stunde in der Kirche vor dem Allerheiligsten beten.„Glaube, der Gemeinschaft wird“ ist dem „Miteinander-Füreinander“-Arbeitskreis ein besonderes Anliegen. Die Mitglieder organisieren sozial-caritative Aufgaben vom Krankenbesuchsdienst bis zur Unterstützung pflegender Angehöriger. Die Frauenbewegung hilft ebenfalls, wenn Hilfe gebraucht wird. So sorgen Frauen der KFB für schön gestaltete Weihwasserflaschen, die die Täuflinge als Geschenk erhalten. Und wenn Spendenfreudigkeit als Maßstab für soziale Kraft gelten kann, dann ist Windischgarsten sehr sozial: so ersingt allein die Jungschar bei der Dreikönigsaktion eine Viertelmillion. Selbst wenn der Pfarrer also für manche Diskussion sorgt, beim Spenden und beim Geldaufbringen gibt es keine Probleme.
Pfarrsplitter
Psalmenweg Im schattigen Park neben der Pfarrkirche wurden zur Landesaustellung „Land der Hämmer“ 1998 ca. 40 gusseiserne Grabkreuze aufgestellt und mit Psalmversen beschriftet. Besucher/innen finden hier Ruhe und Besinnung und die Sammlung gibt umfassend Zeugnis vom Gießer-Handwerk im 19. Jahrhundert. Nicht weniger berühmt ist das „Schoiswohl-Kreuz“(1712), das als Österreichs schönstes Schmiedeeisenkreuz gilt.
ÖkumeneMit großer Hilfe aus dem Ausland, vor allem aus Schweden, entstand 1952 das kleine evangelische Gemeindezentrum Windischgarstens. Abgesehen vom gemeinsamen Weltgebetstag der Frauen (das Foto zeigt die Feier am 3. März 2000 in der Evang. Kirche) und von einer Begegnung beim „Christentag 1999“ gibt es in Windischgarsten kaum Zusammenarbeit zwischen den Konfessionen.
JugendzeitungEine eigene Zeitung, den „Weidling“, gibt die recht aktive Jugend der Pfarre heraus. Die Zeitschrift erscheint viermal jährlich und trägt sich aus dem Verkauf bzw. durch Inserate.