Albs sind Dämonen. Sie setzen sich nächtens dem Schlafenden auf die Brust und rauben ihm die Luft – ein Albtraum. – Ich träume albisch: Österreich sitzt am Stammtisch und erregt sich über die Asylwerbenden. Meine Luft wird knapp. Ein Unter Uns von Ernst Gansinger.
Ausgabe: 2015/47
18.11.2015 - Ernst Gansinger
Den Asylwerbenden zahle die Caritas Handys – was sag‘ ich: teure Smartphones, weiß einer. Viele nicken dazu luftberaubt. „Stellt euch vor, da war ein alter Mann im Spital. Als er entlassen wurde, hausten ‚Asylanten’ in seinem Haus und zogen nimmer aus“, sagt ein anderer mit niedergedrückter Brust. „Weit haben wir es gebracht“, ringt er dann nach Luft. Österreich erzählt sich in Stammtischmanier Schauermärchen. Weit haben uns die unchristlichen luftraubenden Alb-Dämonen gebracht. Weit weg davon, was christlich wäre, zur „Verteidigung des christlichen Abendlands“, um die es den Alb-Stammtischlern ja gehe. Die behaupteten Ungeheuerlichkeiten werden von Mal zu Mal gesteigert. Am Landes-Stammtisch hängen sich an den in die Luft geringelten Sprechblasen immer neue an, vereinigen sich zum Gerüchte-Nebel, der blind macht. Sonst könnte man sehen, wie etwa Asylwerbende ehrenamtlich in der Drehscheibe der Caritas am Bahnhof als Dolmetscher für die Neuankommenden mitarbeiten. Ihr Tun könnte den Albtraum verjagen, Luft geben.