Ich bin wieder in der Schule und schreibe Schularbeiten. Nicht nur eine, sondern gleich mehrere hintereinander. Ich schaue ständig auf die Uhr und kaue nervös am Bleistift. Während ich noch die letzten Rechnungen kontrolliere und an Formulierungen feile, verzweifelt einige Fehler entdecke, mir aus den letzten Winkel des Gehirns verstecktes Wissen raussage, sagt die Lehrerin: „In fünf Minuten müsst ihr abgeben. Denkt ans Fertig werden“. Ich schaffe es dann knapp doch nicht. Ende des Traums. Vielleicht bin ich Journalist geworden, um das Trauma des Fertig-werden-müssens in der Wiederholungsschleife abzuarbeiten. Der Redaktionsschluss bietet dazu reichlich Gelegenheit. Wenn ich jetzt nach meinen Schularbeiten-Träumen nicht total erleichtert aufwache, ist aber nicht mein Beruf schuld. Viel eher liegt es am nahenden Weihnachtsfest. Das ist auch so ein Anlass, wo das Fertig-werden-müssen ständig Thema ist. Die Liste an Dingen, die zu erledigen sind, ist denkbar lange. Geschenke besorgen, Christbaum kaufen, meine Adventfeiern, die der Kinder, oder mich um die Weihnachtsbeleuchtung kümmern. Die Nachbarn haben viel mehr, ermahnt mich mein Sohn. „Bald“, sage ich zu vielen Dingen schon leicht genervt. Zu Weihnachten werde ich fertig sein. Fix und fertig.