Er war ganz nah am Zentrum der Diözese Linz: Der heute 90-jährige Josef Eidenberger erinnert sich an seine Zeit als Kammerdiener bei Bischof Joseph C. Fließer.
Kennen Sie Mr. Stevens, jenen Butler, im Film „Was vom Tage übrig blieb“ von Anthony Hopkins dargestellt, dessen Leben nur aus Dienst bestand? Dann wird Sie auch die Geschichte von Josef Eidenberger interessieren.„Eigentlich wollte ich, als ich 1949 den elterlichen Hof in Hirschbach verließ, zur Post oder zur Bahn“, erzählt Eidenberger. Gelandet ist er schließlich auf Vermittlung eines Arztes bei Bischof Fließer. „Er hat mir geschrieben, ich soll ohne Furcht kommen, und er war auch gleich sehr freundlich.“ Der von einem Schlaganfall geschwächte Bischof zeigte seinem angehenden Diener, dass er noch gehen konnte. „Er war schon sehr krank – zuckerkrank – und musste täglich Spritzen nehmen.“
Täglicher Dienst
Der Dienst beim Bischof begann damit, Fließer beim Aufstehen, Rasieren, Waschen und Anziehen zu helfen. Dann ging’s ans Ministrieren in der Kapelle. „Das Frühstück habe ich aufgetischt, das Mittagessen serviert, der Bischof hat dann seinen Mittagsschlaf gehalten und um zwei Uhr bin ich mit ihm im Garten spazieren gegangen“, erinnert sich der bischöfliche Angestellte heute. In der Diözese ist er als Chauffeur viel herumgekommen. „Fließer war recht beliebt. Er hat immer gesagt: Man muss den Leuten alles nachsehen.“
Bischöflicher Humor
Besonders bekannt war der Diözesanhirte für seinen Humor: „Ja, Humor hat er gehabt und ein Glaserl Wein hat er auch ganz gern getrunken.“ Auch an den guten Appetit des Bischofs erinnert sich Eidenberger: „Zuhause hat er ja immer aufgepasst, wegen seiner Zuckerkrankheit, aber nicht, wenn wir unterwegs waren. Anderntags hat er dann geklagt.“ Freizeit gab es wenig für den Kammerdiener: Der Dienst dauerte sieben Tage die Woche. Wenn er im Urlaub auf den elterlichen Hof kam, wartete dort auch schon die Arbeit auf ihn, sodass er froh war, wenn der Urlaub vorbei war. „Ich hab alle kennen gelernt, die gekommen sind, um den Bischof zu besuchen. Es waren sehr viele nette Bischöfe dabei, etwa Erzbischof Rohracher aus Salzburg. Der war immer sehr freundlich. Besonders viel zu tun war bei den Bischofskonferenzen in Linz. Da waren dann immer alle Bischöfe da. Die großen Ereignisse waren beeindruckend. Man musste immer daran denken, dass man nichts falsch macht.“
Bischof Fließer war ein väterlicher Herr
Am 12. Juni 1960 erlag Bischof Joseph Cal. Fließer seiner schweren Krankheit. „Er war ein kluger und väterlicher Herr und hat uns Bediensteten die Unzulänglichkeiten nachgesehen. Ich war gerne in seinem Dienst. Wenn er heute käme, ich würde es wieder machen“, sagt Josef Eidenberger. Bis 1979 blieb er als Kanzlist und Kammerdiener im Bischofshof. Zu Fließers Nachfolger Bischof Franz Sal. Zauner entwickelte er aber nicht mehr dasselbe innige Verhältnis wie zu Fließer: „Man hat ihn halt geh’n lassen müssen. Wenn er etwas wollte, hat er es eh’ gesagt.“
Anfang Mai wurde Josef Eidenberger 90 Jahre alt. Schon seit 1986 wohnt er im Haus Karl Borromäus in der Elisabethstraße in Linz. „Es war immer sehr viel Arbeit“, sagt er heute. Für eine Ehe und eine eigene Familie war nie Zeit und zu seinen Verwandten nach Hirschbach möchte er, der immer gedient hat, nicht zurückkehren: „Die haben ja sicher auch keine Freude, wenn sie plötzlich jemanden bedienen sollen“, meint er.