Pensionierte Don Bosco-Schwestern leben in Glaubens- und Wohngruppe
Ausgabe: 2004/47, Mosesgemeinschaft, Don Bosco-Schwestern, Orden, Familie, Vöcklabruck
17.11.2004 - Josef Wallner
Die Schwestern der Mosesgemeinschaft mit Leiterin Sr. Maria Maxwald (stehend 2. von links) und Sr. Ida Zauner (stehend, 3. von links). Sr. Ida betreut als Krankenschwester ihre älteren Mitschwestern, sie versteht sich aber auch als Mitglied der Mosesgemeinschaft.
„Wir sind nicht Pflegetrakt, sondern eine Familie,“ sagen die acht Schwestern, die im Don Bosco-Kloster Vöckla-bruck ihren Lebensabend verbringen: „Manche Bekannte beneiden uns, da wir im Alter nicht allein sein müssen.“
Das Durchschnittsalter der acht Ordensfrauen liegt bei achtzig Jahren, aber in ihrer Einstellung sind sie verblüffend jugendlich geblieben. „Das Entscheidende ist, dass wir eine fröhliche Gemeinschaft bleiben. So wie das die erste Schwesterngruppe um unsere Gründerin Maria Mazzarello war“, erklärt Sr. Paula. Die ehemalige Kindergärtnerin sagt das nicht leichtfertig: Sie kann sich nur mehr mit einer Gehhilfe fortbewegen, – die sie liebevoll „meinen Mercedes“ nennt. Hat sie auch viel an Bewegungsfähigkeit verloren, ihren Humor nicht.Vor drei Jahren haben die Don Bosco-Schwestern für ihre älteren Mitglieder in den Räumen des ehemaligen Internats erstmals einen Wohn- und Pflegestock in Vöcklabruck eingerichtet. Bis zu dieser Zeit gab es in der österreichischen Provinz keine eigenen Einrichtungen für die älteren Schwestern.
Der Name Mosesgemeinschaft weist auf die Zielsetzung der Schwesternfamilie hin. Sr. Theresia erklärt: „Wie der alt gewordene Moses können auch wir nicht mehr in die Schlacht ziehen. Wir können aber im fürbittenden Gebet die Hände zu Gott erheben“. So ist keine Schwester ohne Beschäftigung, denn Gebetsanliegen gibt es genug.
Gebet ist unser Apostolat
Jede Schwester hat eine Gebetspatenschaft übernommen: für Klassen und Gruppen der ordenseigenen Schulen und Kindergärten. Sr. Theresia kennt alle Schülerinnen „ihrer“ Klasse inzwischen mit Namen: „Das hält mich wach“, sagt sie lächelnd. Sr. Juliana hat ein Foto der ihre anvertrauten Schülerinnen bekommen: „Das Gebet ist unser Apostolat, das ist sinnvoll für uns und die Welt“.
Die Hausoberin Sr. Maria Maxwald sorgt dafür, dass die Mosesgemeinschaft mit den neuesten Nachrichten vom Orden versorgt wird. Einmal wöchentlich isst sie bei den älteren Schwestern und berichtet aus der Provinz und von den Orten, wo die Schwestern einst tätig waren. Wie selbstverständlich strukturiert das geistliche Leben den Tagesablauf der Schwestern. Wer kann, geht in der Früh zur Laudes (Morgenlob) und zur Messe in die große Kapelle und feiert mit den übrigen Schwestern. Die anderen können über einen Bildschirm vom Bett aus mitbeten. Mittagsgebet halten die Schwestern in der Kapelle im eigenen Stockwerk. Jede beteiligt sich, soweit sie kann: mit Liedern, Texten und Fürbitten. Nachmittags steht das Hören von Radio Horeb auf dem Programm.
Und am Abend gestalten die Schwestern wiederum ihr eigene Gebetszeit. Der Orden der Don Bosco-Schwestern kennt die Tradition des Abendworts. Jede Schwester hat einen Tag in der Woche übernommen, wo sie den anderen einen Satz mitteilt, der sie angesprochen hat. Oft sind es Verse aus der Heiligen Schrift, oft Passagen aus den Schriften der Ordensgründer. „Gute Worte schenken Freude und halten unsere Gemeinschaft lebendig“, ist Sr. Theresia überzeugt.
Die Mosesgemeinschaft ist keine Idylle, aber sie schafft ein Klima, in dem man die Unannehmlichkeiten des Alters leichter bewältigen kann. Die fast blinde Sr. Edeltraud meint: „Alt werden ist nicht leicht. Aber hier kann ich ertragen, woran ich leide.“
KRAFTQUELLE
Mit erhobenen Händen
Der folgende Bibeltext ist der Namensgeber für die „Moses-Gemeinschaft“ der Don Bosco- Schwestern in Vöcklabruck.
Als Amalek kam und in Refidim den Kampf mit Israel suchte, sagte Mose zu Josua: Wähle uns Männer aus und zieh in den Kampf gegen Amalek. Ich selbst werde mich morgen auf den Gipfel des Hügels stellen und den Gottesstab mitnehmen. Josua tat, was ihm Mose aufgetragen hatte und kämpfte gegen Amalek, während Mose, Aaron und Hur auf den Gipfel des Hügels stiegen. Solange Mose seine Hand erhoben hielt, war Israel stärker; sooft er aber die Hand sinken ließ, war Amalek stärker. Als dem Mose die Hände schwer wurden, holte sie einen Steinbrocken, schoben ihn unter Mose und er setzte sich darauf. Aaron und Hur stützten seine Arme, so dass seine Hände erhoben blieben, bis die Sonne unterging. So besiegte Josua mit scharfem Schwert Amalek und sein Heer. Danach sprach der Herr zu Mose: Halte das zur Erinnerung in einer Urkunde fest und präg es Josua ein. Denn ich will die Erinnerung an Amalek unter dem Himmel austilgen. Mose baute einen Altar und gab ihm den Namen „Jahwe mein Feldzeichen“.